Martha Huber-Villiger
CH, 1926 - 2017
* 1926 in Wettingen; † 2017 in Zürich
1943–1946 Berufslehre zur Tapezierer-Näherin in Zürich
1946–1948 Klasse für Innenausbau bei Wilhelm Kienzle an der Kunstgewerbeschule Zürich
1948–1951 Mitarbeit bei Haefeli Moser Steiger in Zürich
1951 Anstellung bei Architekt und Stadtplaner Eugène Beaudouin in Paris
ab 1952 Mitarbeit bei Charlotte Perriand und Anstellung bei Jean Prouvé in Paris
1953/54 Aufenthalt in Tokio bei Charlotte Perriand
1954 Heirat mit Architekt Benedikt Huber
1954–2000 Bürogemeinschaft mit Benedikt Huber in Zürich
1957 Gestaltung der Wohnung Rossi in Bern
1958 Beteiligung an der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA)
ab 1958 Mitglied des Schweizerischen Werkbunds (SWB)
1960–1963 Möbelentwürfe für die Villa Vannotti in Muzzano
1973–1982 Leitung des Architekturbüros Huber Trachsel Architekten in Zürich
1974–1977 Entwurf der Sitzbänke für die Fussgängerpromenade Schanzengraben in Zürich
2003 Gestaltung der Bibliothek im Kunsthaus Aarau
2013 Publikation "Mein Tokio"
Nach einer Berufslehre zur Tapezierer-Näherin besuchte Martha Huber-Villiger die Klasse für Innenausbau bei Wilhelm Kienzle an der Kunstgewerbeschule Zürich. 1948 diplomierte sie als Innenarchitektin und fand direkt anschliessend eine Anstellung im Zürcher Architekturbüro Haefeli Moser Steiger. Als Teil des AKZ-Teams (Architektengemeinschaft für das Kantonsspital Zürich) zeichnete sie während drei Jahren unter Max Ernst Haefeli die Inneneinrichtung der Bettenhäuser des sich im Bau befindlichen Kantonsspitals Zürich. Dazu gehörten auch neue Entwürfe für die Sanitärobjekte in den Nasszellen, die anschliessend als neue Typen in Produktion gingen. Huber-Villiger träumte von einer Anstellung bei der französischen Architektin und Möbelgestalterin Charlotte Perriand. 1951 konnte sie in Paris für den Architekten und Stadtplaner Eugène Beaudouin arbeiten, ehe Perriand sie 1952 als erste und einzige Angestellte in ihrem Pariser Atelier aufnahm. Gemeinsam mit Jean Prouvé entwickelten sie die seriell herstellbaren und individuell kombinierbaren Möbeltypen Equipment d’habitation. Als Perriand 1953 ein zweites Mal nach Tokio übersiedelte, übernahm Martha Huber-Villiger die Stellvertretung im Pariser Atelier, um Ende September Perriand nachzureisen. Der zehnmonatige Japan-Aufenthalt prägte Huber-Villigers Schaffen lebenslang und resultierte 2013 im Buch "Mein Tokio". Nach der Rückkehr 1954 gründete sie mit ihrem Mann, dem Architekten Benedikt Huber, das gemeinsame Büro in Zürich. Im Sinne eines Gesamtkunstwerks aus Architektur und Innenraumgestaltung entwarfen sie gemeinsam zahlreiche Kirchen, Gemeindebauten, Alterszentren und Privathäuser, wobei Martha Huber-Villiger jeweils für die Innenraum- und Möbelgestaltung zuständig war. Drei ihrer gemeinsamen Bauten wurden ausgezeichnet, nannten aber lediglich Benedikt Huber als Architekten. Neben der Zusammenarbeit mit ihrem Mann entwarf Huber-Villiger zahlreiche Inneneinrichtungen für Einfamilienhäuser, Wohnungen, Büros, Praxen und Heime. 1958 verantwortete sie an der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA) im Wohnturm die Einrichtung einer Musterwohnung sowie die Gestaltung der Ausstellung der SWB-Wohnberatung. Einzelne ihrer dort ausgestellten Möbelentwürfe wurden anschliessend durch das Warenhaus Globus produziert und verkauft. Mit der Professur von Benedikt Huber an der ETH Zürich übernahm Martha Huber-Villiger bis 1982 die Büroleitung. 2003 verwirklichte sie gemeinsam mit ihrem Sohn Thomas Huber ein letztes Projekt: die Bibliothek im Kunsthaus Aarau.
Quellen:
Tenti, Sabina, "Martha Huber-Villiger (1926–2017): Innenarchitektin in Zürich, Paris und Tokio", Masterarbeit Universität Zürich, Zürich 2024
Stahel, Fabienne, Jasmin Angst, "Martha Huber-Villiger. Innenarchitektin aus Leidenschaft. Studienarbeit zum Werdegang und Schaffen einer fast vergessenen Innenarchitektin", Horw 2019
Huber, Benedikt, "In memoriam. Martha Huber-Villiger. Innenarchitektin. 23. Mai 1926–11. März 2017. Text zur Abdankung von Martha Huber-Villiger, 21.3.2017", unveröffentlicht, Zürich 2017
Rüegg, Arthur (Hg.), Schweizer Möbel und Interieurs im 20. Jahrhundert, Basel 2002
Unbekannt, ʺEinrichtung einer Wohnung in Bern. Innenarchitektin Martha Huber-Villigerʺ, in: "Das Werk. Architektur und Kunst", Bd. 44, Heft 12, 1957
Huber, Benedikt, ʺNeue Innenausbauelementeʺ, in: "Bauen + Wohnen. Internationale Zeitschrift für die Gestaltung und Technik von Bau, Raum und Gerät", Bd. 7, Heft 6, 1953
Nachlass im gta Archiv, ETH Zürich
andere Schreibweise
- Martha Huber Villiger