Tom Kublin
CH/FR, 1924 - 1966
* 1924 in Zalaszentgrót, Ungarn; † 1966 in Locarno, TI
1939 Besuch der Schule für Fotografie in Budapest
1944/45 Einsatz als Fotograf in der ungarischen Armee
1945 Begleitung eines amerikanischen Journalisten durch Ungarn, Österreich, Polen und die Schweiz als Reportagefotograf für europäische Religionspraktiken
1946 Flucht vor dem sowjetischen Einmarsch in Ungarn nach Zürich, dort Eröffnung eines Fotostudios für Werbeaufnahmen; Beginn seiner Tätigkeiten in New York und Paris
1951/52 Eröffnung eines zusätzlichen Fotostudios in Paris
1952 erster Auftrag für das Pariser Modehaus Hermès
1953 Beginn der Tätigkeit für das Seidenhandelsunternehmen Ludwig Abraham & Co. Seiden AG in Zürich; erster Auftrag für das französische Magazin “Jardin des Modes”
1954 Beginn der Arbeiten für das Modemagazin “Harper’s Bazaar”; erste Aufnahmen von Balenciaga-Kollektionen
1954/55 Beginn der Tätigkeit für das Modehaus Balenciaga zur fotografischen Dokumentation von Entwürfen zu Archivierungszwecken, Entwicklung der Freundschaft mit Cristóbal Balenciaga
1960 erste filmische Tätigkeiten für Balenciaga: Aufzeichnung von Modenschauen, zunächst zu Dokumentationszwecken, später auch als Werbematerial
1962–1964 Zusammenarbeit mit Moritz de Hadeln als Assistenz
1963 Aufeinandertreffen mit dem Model Katinka Bleeker, seiner späteren Muse
1965 Anstellung des jungen Fotografen Gian Paolo Barbieri als Assistent; Arbeit an einem Dokumentarfilm für das amerikanische Fernsehen, der unvollendet blieb
1966 plötzliches Ableben durch einen Schlaganfall in Locarno; Geburt von Maria Kublin, der gemeinsamen Tochter mit Katinka Bleeker nach seinem Tod
Tom Kublin wurde 1924 im ungarischen Zalaszentgrót geboren. Bereits als 13-Jähriger fand er seine Bestimmung in der Fotografie und richtete sich eine Dunkelkammer ein. Seinen professionellen Ambitionen folgend, liess er sich an der Schule für Fotografie in Budapest ausbilden. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er in der ungarischen Armee als Fotograf eingesetzt und beauftragt, das durch sowjetische Bombenangriffe zerstörte Budapest zu dokumentieren. Die Aufnahmen erregten die Aufmerksamkeit eines amerikanischen Journalisten, den er anschliessend für eine Bildreportage durch Europa begleitete. Nach Kriegsende floh Kublin vor der Besatzung Ungarns durch die Rote Armee nach Zürich. Das dort eröffnete Fotostudio ermöglichte es ihm, sich als Werbefotograf zu etablieren, und diente ihm bald als Basis für seine Aufträge in New York und Paris. Eine zufällige Begegnung mit dem Couturier Jacques Fath in Paris eröffnete Kublin die Welt der Haute Couture und führte ihn schliesslich von der Dokumentar- zur Modefotografie. Aufträge von Magazinen wie “Annabella”, “Textile Suisse”, “Jardin des Modes” und “Harper’s Bazaar” sowie durch das Modehaus Hermès brachten ihm schnell ein hohes Renommee. Ab 1953 wurde er vom Chefdesigner und späteren Direktor der Zürcher Seidenhandelsfirma Ludwig Abraham & Co. Seiden AG Gustav Zumsteg, engagiert und in Kontakt mit Cristóbal Balenciaga gebracht. Daraus erwuchs eine langjährige Zusammenarbeit und enge Freundschaft mit dem spanischen Couturier. Kublin fotografierte fortan dessen Entwürfe, dokumentierte seine Kollektionen zur Archivierung und schuf berühmte Modeaufnahmen, die nicht nur die Repräsentation Balenciagas in der Modewelt prägten, sondern auch die Modefotografie veränderten. Ab 1960 begann Kublin, Balenciagas Präsentationen auch zu filmen und auf zahlreiche 16 mm-Filmrollen zu bannen. Kopien davon wurden an Einkäufer weltweit verschickt.
Während der 1950er- und 1960er-Jahre beauftragten Pariser Modehäuser wie Yves Saint Laurent, Givenchy, Dior und Chanel Kublin für seine ikonischen Modefotografien. 1966 verstarb er plötzlich an einem Schlaganfall in Locarno.
Quellen:
cristobalbalenciagamuseoa.com
theglassmagazine.com/interview-with-maria-kublin-father-fashion-photographer-tom-kublin/
