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Atelier Zanolli, Zollikerberg, CH
Atelier Zanolli, Zollikerberg, CH

Atelier Zanolli, Zollikerberg, CH

1905 - 1939
BiographyAtelier Zanolli, Zürich, CH
1905–1939

1905 Auswanderung der Familie Zanolli von Belluno (Veneto, Italien) nach Zürich. Antonietta Zanolli-Recati (1870-1935) konfektioniert zuhause Modelle der Firma Brandeis, ihre Schwester Angiolina Recati findet Arbeit als Modistin bei Jules Brunschwig (heute Grieder & Cie.)
1906 Umzug an die Kirchgasse, Geburt des Sohnes Ver (1906-1996), erste Aufträge für private Kundinnen
1912 Umzug an den Zeltweg, Antonietta führt ein „Neues italienisches Atelier“
Ab ca. 1913 Die Töchter Pia (1896-1980), Lea (1899-1995) und Zoe Zanolli (1902-1990) arbeiten mit der Mutter im familieneigenen „Atelier für moderne und künstlerische Frauen- und Kinderkleidung“ und bieten als „Geschwister Zanolli“ neben Reformkleidern auch Kunststickereien an
1914 Die aus Italien nachgereiste Grossmutter und Angiolina ziehen zur Familie Zanolli und beteiligen sich an der Arbeit im Familienbetrieb
1915 Vater Enrico Zanolli (1870-1942) verliert seine Anstellung als Carossier bei J. C. Geissberger und arbeitet fortan im Atelier Zanolli mit, wo er vorwiegend kunstgewerbliche Objekte aus Holz und Leder herstellt, zudem betreibt er mit den Töchtern Hausierhandel im Tessin und Graubünden
1921 Eröffnung einer Filiale in Engelberg
1923 Atelier und Geschäft im Neu-Seidenhof, Gerbergasse 5, Zürich Eröffnung einer Filiale in Lugano
Ab 1926 Lea und Enrico Zanolli fertigen mithilfe der Spritztechnik grosse Metragen von gemusterten Seidenstoffen; Aufgabe der Filialen in Engelberg und Lugano
1930 Verlegung von Wohnsitz und Atelier auf den Zollikerberg, das Atelier firmiert nun unter dem Logo ZA ZU ZO (Zanolli Zollikerberg Zurigo)
1930er-Jahre Der Verkauf der künstlerischen Produkte läuft schlecht, das Atelier produziert nun Modeartikel für Robert Ober, Epa und Jelmoli
1935 Antonietta Zanolli-Recati stirbt, Lea Zanolli übernimmt das Atelier
1939 Letzter grosser Auftrag: Wandbehänge in Spritztechnik
1940 Enrico und Lea Zanolli verbringen mit Angiolina die Kriegsjahre in Süditalien bei Pia Zanolli. Nach der Rückkehr in die Schweiz, verkauft Lea Zanolli 1946 das Haus am Zollikerberg, den Restbestand des Atelier Zanolli sowie zahlreiche Arbeitsmaterialien und Dokumente bewahrt sie auf.

Die Damenschneiderin Antonietta Zanolli-Recati initiierte 1905 die Emigration ihrer fünfköpfigen Familie von Belluno (Veneto, Italien) nach Zürich, um dort ein eigenes Modeatelier zu eröffnen. Ehemann Enrico Zanolli organisierte den Nachzug der Familie. Anfänglich fertigte Antonietta in Heimarbeit Kleider für die Wäschefabrik Brandeis in Zürich, ihre Schwester, Angiolina Corsetti, die zusammen mit der Familie Zanolli nach Zürich emigriert war, fand als Modistin eine Anstellung bei Jules Brunschwig (heute Grieder & Cie.). 1906 kam der Sohn Ver zur Welt. Im selben Jahr zog die Familie in die Kirchgasse, und Antonietta und Angiolina schneiderten erste Kleider für private Kundinnen. Die drei Mädchen wurden früh von der Mutter in die Schneiderkunst eingeführt und halfen bald im Atelier mit. Vater Enrico Zanolli beteiligte sich an der Arbeit im Familienbetrieb, nachdem er mit Beginn des Ersten Weltkriegs seine Anstellung als Wagenbauer verlor.
Nach Abschluss der Sekundarschule absolvierten die beiden älteren Schwestern Pia und Lea Zanolli 1915 im Atelier von Berta Baer in Zürich einen Kurs in Stickerei. Auf Empfehlung Baers bewarb sich Lea an der Gewerbeschule in Zürich und nahm als Hospitantin in der kunstgewerblichen Abteilung 1917 bis 1921 Unterricht in Entwerfen und Sticken, Figürlichem und Ornamentalem Zeichnen und Naturstudien bei Berta Baer, Ernst Georg Rüegg, Otto Morach und Walter Grütter.
Das Atelier Zanolli war während den Jahren 1921 bis 1926 sehr erfolgreich und richtete weitere Läden in Lugano und in Engelberg ein. In Zürich eröffnete die Familie 1923 ein Geschäft im Neu-Seidenhof an der Gerbergasse unweit der Bahnhofstrasse. Ende der 1920er-Jahre trennte sich die Familie von ihren Filialen in Lugano und Engelberg. 1930 zog sie, trotz finanzieller Schwierigkeiten, auf den Zollikerberg. Das Atelier firmierte nun unter dem Logo ZA ZU ZO (Zanolli, Zurigo, Zollikerberg) und produzierte sogenannte Modeartikel auf Bestellung von Warenhäusern. 1935 starb die Mutter und Ateliergründerin Antonietta Zanolli-Recati im süditalienischen Davoli nach einer langjährigen Krankheit. Das Familienunternehmen wurde danach hauptsächlich von Lea Zanolli weitergeführt. 1940 verliess der Grossteil der Familie die Schweiz. Lea kehrte sechs Jahre später zurück und verkaufte das Haus am Zollikerberg.


Quellen:
Nadja Aebi (2018): Atelier Zanolli. Historisches Kunsthandwerk ausstellen (Masterthesis)
Nadja Aebi (2019): Atelier Zanolli Zürich 1905 – 1939. Dokumentation der Rechercheergebnisse zu den Verkaufsorten und kunsthandwerklichen Techniken der Erzeugnisse aus dem Atelier
Zanolli, sowie dem privaten Netzwerk der Familie (unveröffentlicht)
Lea Zanolli (Aus dem Italienischen ins Deutsche übersetzt von Noa Zanolli, 2013): La Famiglia Zanolli-Recati. Im Eigenverlag (unveröffentlicht)
Dokumente des Archivs der Kunstgewerbesammlung des Museum für Gestaltung Zürich
Dokumente des Schularchivs der Zürcher Hochschule der Künste
Dokumente des Schweizerischen Sozialarchivs, Zürich, Ar 145