Guillermo Schmidt Pizarro
PE, 1880 - 1964
* 1880 in Tacna, Peru; † 1964 in Lima, Peru
1909–1911 erste Reisen nach Europa
späte 1920er-Jahre erste Kontakte und Verkaufsverhandlungen mit europäischen und US-amerikanischen Museen
1926/27 Verkauf von 74 Objekten an das Museum für Völkerkunde Hamburg
1934 Ankauf zweier “alter[r] Peruanische[r] Webstücke” durch das Kunstgewerbemuseum Zürich (KGMZ)
1951 Ankauf von acht “Peruanische[n] Gewebe[n]” durch das KGMZ; Schmidt-Pizarro schickt dem KGMZ drei altperuanische Textilien aus Paris, 1954 wird der Ankauf von der Aufsichtskommission gutgeheissen, sowie weitere “ganz frühe Inka-Gewebe” aus New York, in der Sitzung der Aufsichtssektion des KGMZ und der Bibliothek vom 10.12.1951 wird dem Ankauf zugestimmt
1953 sendet dem KGMZ verschiedene “alt-peruanische Gewebe”, die Anschaffung wird 1954 von der Aufsichtskommission gutgeheissen
1956 schickt zwei weitere “Inca-Stoffe”, diese werden 1958 in den Bestand des KGMZ aufgenommen
1963 vermutlich letzter Verkauf altperuanischer Objekte an das Haus der Kulturen Basel
Guillermo R. Schmidt-Pizarro war ein Kunstsammler und Antiquitätenhändler, der sich auf altperuanische Werke spezialisiert hatte. Der Sohn des Deutschen Federico Guillermo Schmidt und der Peruanerin Mercedes Pizarro war – gemäss eigenen Angaben – ein Nachfahre des spanischen Konquistadors Francisco Pizarro. Über seine schulische Ausbildung und seine berufliche Tätigkeit vor 1920 ist wenig bekannt. Eine Danksagung von Raoul D’Harcourts in seinem Buch “Les textiles anciens du Pérou et leurs techniques” (1934) für Schmidt-Pizarros Hilfe mit Bildern und Informationen über textile Techniken sowie ein von diesem verfasster Artikel über präperuanische “platería” (Silberschmiedearbeiten) lässt auf fundierte Kenntnisse verschiedener Techniken altperuanischer Kulturen schliessen. Als “Director de industrias” beim peruanischen Ministerium für Entwicklung und öffentliche Arbeit widmete sich Schmidt-Pizarro der Organisation von Ausstellungen peruanischer Kunst im Ausland und der Veröffentlichung von Schriften zu diesem Thema.
In den späten 1920er-Jahren begann Schmidt-Pizarro, altperuanisches Kunsthandwerk und Artefakte zu verkaufen. Diese stammten, gemäss eigenen Angaben, aus dem Nachlass seiner Familie. Seine Tätigkeit als Antiquitätenhändler erstreckte sich über mehrere Jahrzehnte und umfasste Verkäufe an zahlreiche renommierte Museen weltweit, darunter das Museum für Völkerkunde Hamburg, das Museum für Völkerkunde in Berlin, das British Museum in London, das Metropolitan Museum of Art in New York und viele andere. Erste Ankäufe durch das Kunstgewerbemuseum Zürich fanden 1934 unter Direktor Alfred Altherr statt, in den 1950er-Jahren folgten dann verschiedene Ankäufe altperuanischer Textilien durch Direktor Johannes Itten, der seine Neigung zu den Gebieten koptische Textilkunst sowie peruanische Gewebe und Keramik besonders pflegte. Während der Grossteil der angekauften Textilien nach der Gründung des Museum Rietberg an dieses übergingen, verblieben einige exemplarische Werke im Bestand des Kunstgewerbemuseums, heute Museum für Gestaltung Zürich.
Die Verkaufstätigkeit Guillermo Schmidt-Pizarros wird heute kritisch bewertet. Über die Umstände, unter denen die Objekte in den Nachlass von Schmidt-Pizarros Familie gelangten, ist nichts bekannt. Die altperuanischen Textilien, mit denen er handelte, hatte er zuvor zerteilt und fragmentarisch an verschiedene Institutionen und private Abnehmer:innen verkauft – trotz des Erlasses 6643/1931 der peruanischen Regierung, der die Ausfuhr indigener Artefakte verhindern sollte.
Quellen:
Orsini, Carolina, Anna Antonini, “Life of a Peruvian Art Collector. Guillermo Schmidt Pizarro and the Fostering of Public Collections of Pre-Hispanic Art in the First Half of the 20th Century”, in: “PreColumbian Textile Conference VIII/Jornadas de Textiles PreColombinos VIII”, hg. von Lena Bjerregaard und Ann Peters, Lincoln 2020
Dokumente des Archivs der Kunstgewerbesammlung des Museum für Gestaltung Zürich
anderer Name
- Guillermo Schmidt Pissarro