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Dora Hauth-Trachsler, Selbstporträt, um 1920
Quelle: Heimatkundliche Vereinigung Birmensdorf
Dora Hauth-Trachsler
Dora Hauth-Trachsler, Selbstporträt, um 1920 Quelle: Heimatkundliche Vereinigung Birmensdorf
Dora Hauth-Trachsler, Selbstporträt, um 1920 Quelle: Heimatkundliche Vereinigung Birmensdorf

Dora Hauth-Trachsler

BiographyDora Hauth-Trachsler
* 1874 in Zürich; † 1957 in Zürich

ab 1888 Besuch der Kunstgewerbeschule Zürich
1899 Heirat mit Emil Hauth
1907–1914 Niederlassung in München; künstlerische Ausbildung und Tätigkeit im Atelier des Kunstmalers Hans Schildknecht
ab 1914 Eröffnung einer eigenen Malschule in Zürich

Dora Hauth-Trachsler besuchte bereits als 14-Jährige die Kunstgewerbeschule Zürich, die damals Frauen den Zutritt noch erschwerte. Der Maler und Zeichner Albert Freytag war dort ihr Lehrer. 1899 heiratete sie den Deutschen Emil Hauth, Redaktor bei der sozialdemokratischen Zeitung “Volksrecht”, und nahm den Doppelnamen Hauth-Trachsler an. Das Paar engagierte sich politisch in der Arbeiterbewegung. Aufgrund seiner journalistischen Tätigkeit wurde Hauth im Zürcher Streikjahr 1906 das Aufenthaltsrecht im Kanton Zürich entzogen, worauf er für einige Jahre nach Deutschland zurückkehrte. Die Ehe wurde um diese Zeit geschieden. Hauth-Trachsler musste über viele Jahre den Broterwerb für sich und ihre Mutter mit handwerklicher Arbeit verdienen. 1907 erlaubte es ihre finanzielle Situation, ihr Studium in der Kunstmetropole München fortzusetzen. Dort besuchte sie das Atelier des Malers Hans Schildknecht und bildete sich vor allem in den klassischen Gattungen des Stilllebens, der Porträt- und der Landschaftsmalerei aus, die sie auch weiterhin bevorzugt pflegte. Zurückgekehrt nach Zürich, gründete sie hier 1914 eine eigene Malschule, an der sie auch selbst unterrichtete. Ernst Nobs, späterer Regierungsrat im Kanton Zürich und ab 1942 Zürcher Stadtpräsident, gehörte zu den prominenten Schülern ihrer anerkannten Malschule. Neben ihrem freikünstlerischen Schaffen malte Hauth-Trachsler viele Auftragsporträts sowie auch Bildnisse von berühmten Persönlichkeiten wie Albert Einstein oder Karl Kautsky. Sie porträtierte aber auch ihre politischen Genossen, so den Gründer der ersten Sozialdemokratischen Partei der Schweiz, Hermann Greulich, oder ihre enge Freundin Verena Conzett, Unternehmerin, Gewerkschafterin und Frauenrechtlerin. Hauth-Trachsler war auch im Bereich der Buchillustration tätig und entwarf einige Plakate. 1914 veröffentlichte sie das lithografische Mappenwerk “An der Grenze – miterlebt von Dora Hauth”. Im selben Jahr wurde ihr grafisches Schaffen an der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik in Leipzig ausgezeichnet. Engagiert in künstlerischen Verbänden, amtete Hauth-Trachsler als Vizepräsidentin der Zürcher Sektion der Schweizerischen Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Bildhauerinnen.
Hauth-Trachslers Plakate bezeugen in erster Linie ihr politisches Engagement. Auch wenn sie künstlerisch in ihrem zurückhaltenden, konventionellen Realismus nicht die Kraft des Werks einer Käthe Kollwitz aufweisen, argumentieren sie durchaus fortschrittlich. 1920 entwarf sie zwei Plakate für das Frauenstimmrecht, das in der Schweiz erst 1971 zur Durchsetzung gelangte. Mit dem Bild der starken, aufrechten Mutter an der Urne illustrierte Hauth-Trachsler anschaulich, dass sich Mutterschaft und politische Tätigkeit keinesfalls ausschliessen. 1924 votierte sie mit zwei Plakaten für die Verkürzung der Arbeitszeit. Ihr Bild eines übermüdeten Arbeiters, dem weder Zeit noch Kraft für die Lektüre oder sein Kind bleiben, entwirft einen Gegenentwurf zum traditionellen Rollenverständnis: Familienglück erfüllt sich erst in der gemeinsam gelebten Elternschaft.

Quellen:
Breuer, Gerda, Julia Meer (Hg.), “Women in Graphic Design 1890–2012”, Berlin 2012
Vierhaus, Rudolf (Hg.), “Deutsche Biographische Enzyklopädie”, Bd. 4, 2. Aufl., München 2006



Geburtsname
  • Dora Trachsler
anderer Name
  • Dora Hauth