Alfred Altherr sen.
CH, 1875 - 1945
* 1875 in Basel; † 1945 in Herrliberg
1891–1894 Schreinerlehre in Fluringen
1895–1897 Ausbildung an der Gewerbeschule Basel und am Kunstgewerbemuseum in Berlin, Abschlussdiplom der Architektur- und Raumkunstklasse
1904–1912 Professor für Raumkunst und Geräte an der Kunstgewerbeschule von Elberfeld (heute Wuppertal)
1912 Berufung als Direktor von Kunstgewerbeschule und -museum in Zürich
1913 Wahl zum ersten Vorsitzenden des Schweizerischen Werkbunds (SWB)
1913–1919 Präsident des Zentralvorstands des SWB
1919–1925 Zweiter Vorsitzender des Zentralvorstands
1918 Organisation und Mitgestaltung der Schweizerischen Werkbundausstellung in Zürich; Gründung des Schweizerischen Marionettentheaters und Übernahme der Leitung
1919 Integration des Marionettentheaters in die Kunstgewerbeschule
1923 Publikation "Marionetten und Schattenspiele"
1926 Publikation "Marionetten"
1930 Publikation "Die Geschichte des Marionettentheaters in der Schweiz"
Alfred Johann Altherr besuchte nach einer Schreinerlehre von 1895 bis 1897 die Gewerbeschule in Basel und beendete seine Ausbildung in Berlin, wo er sich am Kunstgewerbemuseum das Abschlussdiplom der Architektur- und Raumkunstklasse erwarb. Es folgten einige Jahre selbstständiger Arbeit als Innenarchitekt in Berlin, bis Altherr 1904 Professor für Raumkunst und Geräte an der Kunstgewerbeschule von Elberfeld (heute Wuppertal) wurde, einer der neuzeitlichen Kunstgewerbeschulen Deutschlands. Er beteiligte sich an Kunstgewerbeausstellungen und leitete 1909 die erste moderne Ausstellung über Innenarchitektur. In dieser Zeit entwarf er einige repräsentative Innenräume.
1912 wurde Altherr an die Kunstgewerbeschule Zürich berufen, deren Direktor er bis 1938 war. Mit der neuen Leitung wurde die Schule, die auch das Museum und die Bibliothek umfasste, reorganisiert. Altherr setzte sich für die Erweiterung des Lehrprogramms ein und förderte die Vertiefung der technischen Fertigkeiten sowie die Intensivierung der handwerklichen Arbeit. Zudem organisierte er 139 Ausstellungen mit internationaler Ausstrahlung zu Themen der Innenraumgestaltung und des Kunstgewerbes. Die von ihm herausgegebenen Wegleitungen und Fachartikel in der Zeitschrift ʺWerkʺ sowie seine Publikationen zum schweizerischen Marionettentheater waren wegweisend. Als Architekt und Innenarchitekt vertrat Altherr eine gemässigte Moderne, wie auch Henry van de Velde und andere im Werkbund. Historische und zeitgemässe Stilelemente sollten sich in überzeugender Weise vereinen. Bestärkt durch den Mitbegründer des Deutschen Werkbunds, Hermann Muthesius, setzte sich Altherr für die Gründung des Schweizerischen Werkbunds ein und wurde 1913 zum ersten Vorsitzenden gewählt. In der Folge präsidierte er den Zentralvorstand bis 1919 und amtierte bis 1925 als Zweiter Vorsitzender. Als Obmann der Ortsgruppe Zürich förderte er die Zusammenarbeit zwischen Kunstgewerbeschule, Kunstgewerbemuseum und Werkbund. Die von ihm organisierte und mitentworfene Schweizerische Werkbundausstellung 1918 in Zürich gilt als einer der Höhepunkte in der Geschichte des SWB. Das von Altherr gegründete Schweizerische Marionettentheater überzeugte mit innovativen Inszenierungen und unter anderem von Otto Morach und Sophie Taeuber entworfenen Marionetten. So gelang es Altherr, das vom Werkbund angestrebte Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk zu fördern und zu vermitteln.
Quellen:
Adeline Zumstein, "Alfred Altherr sen." in: Thomas Gnägi, Jasmine Wohlwend Piai, Bernd Nicolai (Hg.), ʺGestaltung, Werk, Gesellschaft. 100 Jahre Schweizerischer Werkbundʺ, Zürich 2013, S. 419
Kunstgewerbemuseum der Stadt Zürich (Hg.), ʺGründung und Entwicklung. 1878–1978. 100 Jahre Kunstgewerbeschule der Stadt Zürich, Schule für Gestaltungʺ, Wegleitung Nr. 315, Zürich 1978
Alexander Koch (Hg.), ʺInnendekorationʺ, August 1908, S. 243–251
http://tls.theaterwissenschaft.ch/wiki/Alfred_Johann_Altherr