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Die Schweiz als Paradies
Die Schweiz als Paradies

Die Schweiz als Paradies

Die Plakatsammlung zu Gast bei der Schweizerischen Nationalbank 26
10.03.2009 - 13.07.2009
DescriptionBlau ist die dominierende Farbe im Schweizer Tourismusplakat: Ein strahlender Himmel wölbt sich über glasklaren Seen und beleuchtet bläulich schimmernde Berggipfel. Bis heute dient die Schweiz mit Bildern ihrer landschaftlichen Schönheiten als Projektionsraum paradiesischer Sehnsucht.
Waren es zunächst noch mit der Heimat verwurzelte Einheimische, die in diese pastorale Umgebung hineingestellt wurden - so von Carlo Pellegrini oder Walther Koch -, wurden diese zunehmend abgelöst von Erholung suchenden Reisenden. Blütenzweig und Rotkehlchen genügten Hans Falk, um ein modernes Arkadien für seinen Wanderer zu entwerfen, auch Martin Peikerts sinnliche Schöne greift nach weissen Blüten, hingelagert vor einem Blauklang aus See, Berg und Himmel.
Nicht aber Kontemplation, sondern die Eroberung der Natur durch sportliche Aktivitäten wurde zwischen den Weltkriegen zum Hauptargument in der Tourismuswerbung. Die Frau, in Schweizer Seen sommerliche Badevergnügen geniessend, taucht dabei im Plakat der 1930er Jahre erstmals als Objekt der Begierde auf. Aber auch das Kind wurde in dieser Zeit zu einem neuen Akteur, Frische und Lebenslust verheissend.
Emotionale Werte gewannen auf diese Weise zunehmend an Bedeutung, die pittoreske Darstellung geografischer und örtlicher Schönheiten trat in den Hintergrund. Einen Höhepunkt erlebte diese Entwicklung 1939 im Zeichen der Geistigen Landesverteidigung. Der internationale Tourismus kam zum Erliegen, die einheimische Bevölkerung meinte man mit gefühlsbetonten Bildern, die die Idylle Schweiz zementierten, besser gewinnen zu können. Modernistische Tendenzen, wie sie Herbert Matters kühne Fotomontagen bereits angekündigt hatten, wurden bewusst zurückgedrängt, Aufträge ausschliesslich an konventionell arbeitende Künstler vergeben.
Nationalstolz und Selbstbehauptungswillen führten während des 2. Weltkrieges zu mehrheitlich belanglosen Plakaten, die es mit dem qualitativ hochstehenden, gestalterisch vielfältigen Künstlerplakat der Vorkriegszeit kaum aufnehmen konnten. Hans Falks souveräne Komposition "Das ganze Volk fährt Ski" ist eines der wenigen herausragenden Plakate dieser Jahre.
Nach dem Krieg wurde der Tourismus zum Massenphänomen. Das malerische Lithoplakat erschien nun gänzlich ungeeignet, um Feriengäste anzuziehen. Werbeagenturen, professionellen PR-Strategien folgend, wurden von nun an mit gross angelegten Kampagnen betraut.
Heute ist Tourismus zu einem Konsumgut, die Schweiz zur Marke geworden, beworben mit austauschbaren Fotoplakaten. Nur wenige darunter, beispielsweise die originellen Bildfindungen von Philipp Giegel, treten aus diesem Kanon hervor.
Noch immer allerdings prägen die Tourismusplakate ein magisches, affirmatives Bild der Schweiz mittels manipulierter Landschaftsfotografien voll sinnlicher Licht- und Farbstimmungen. Und noch immer dominiert dabei die Farbe Blau das irdische Paradies.





beteiligte Personen (gegründet 1875)
Veranstalter (gegründet 1875)
Venues
Schweizerische Nationalbank, SNB, Bern/Zürich, CH (Mar 10, 2009 - Jul 13, 2009)

Exhibition numberGGB-20XX-D26