Aarne Ervi
FI, 1910 - 1977
Vita: Ervi (bis 1935 Elers), Aarne (Aarne Adrian), finn. Architekt, Designer, *19.5.1910 Forssa, †26.9.1977 Helsinki.
Biogramm: Stud.: 1930-35 TH ebd. bei Johan Sigfrid Sirén, Carolus Lindberg, Jussi Paatela, Otto-Iivari Meurman (Dipl.-Arbeit: Geschäftshaus für Helsinki, nicht gebaut). 1935-36 Architekt bei Alvar Aalto (mit dem er entfernt verwandt war); 1936-37 im Archit.-Büro von Toivo Paatela. Ab 1938 eig. Archit.-Büro. 1937-43 Red.-Sekretär der Archit.-Zs. Arkkitehti. 1942-45 Leiter des Inst. für Standardisierung im Büro für Rekonstruktion. 1965-68 Dir. der Helsinkier Abt. für Stadtplanung. Lehrtätigkeit in Helsinki: 1936-37 (Ass.-Prof. für Stadtplanung), '43 (Ass.-Prof. für Wohnungsbauentwurf), '44-46 (Prof. für Bautechnologie) TH; 1937-38 KGS (Stilkunde). Mitgl.: 1942-45 Vorstand der Architekten-Assoz. Finnlands (SAFA); ab 1954 finn. Gruppe PTAH des CIAM; 1956 Vorstand der Finn. Archit.-Ges.; 1965 Finn. Polytechn. Akademie. 1966 Dr. h.c. der techn. Wiss. an der TH Stuttgart und AIA Honorary Fellow. 1967 Prof. h.c. - E. war einer der bemerkenswertesten und vielseitigsten Architekten in Finnland nach dem 2. WK. In den 1950er Jahren war sein Archit.-Büro eines der bedeutendsten priv. Büros im Land mit mehr als 20 Angestellten. Es war voll ausgelastet zunächst mit Bauaufgaben zur Rekonstr., später mit wichtigen Arbeiten für die Geschäftswelt und Industrie wie auch für kommunale und andere öff. Auftraggeber. Das Büro war aufgrund der zeitl. Situation in versch. Sektionen gegliedert: Stadtplanung, Interieurdesign, Bauentwurf, Industrie. Während seiner über 40jährigen Karriere nahm E. an zahlr. Wettb. teil, etl. Arbeiten wurden dabei als Siegerentwürfe zur Realisierung in Auftrag gegeben, z.B. erhielt er 1949 den 2. Preis ex aequo im Wettb. um die erneute Planung des zentralen Stadtgebietes von Helsinki und im Wettb. zur Planung des Technik-Campus für die Univ. Otaniemi. Ungefähr die Hälfte seiner Produktion befindet sich im Helsinkier Hauptstadtgebiet, die and. Hälfte in ganz Finnland. In den 1960er Jahren nahm er auch an internat. Wettb. teil, führte aber keine Bauten im Ausland aus. E.s Zusammenarbeit mit Aalto, die mit der Assistenz bei der Stadt-Bibl. für Viipuri (Vyborg/Rußland) 1935 und beim finn. Pavillon für die WA 1937 in Paris beg. hatte, setzte sich mit Arbeiten zur Standardisierung und in der SAFA fort; sie unterhielten bis zu Aaltos Tod eine enge Beziehung. E.s Wirken im Bereich Standardisierung und Bautechnologie brachte auch Kontakte mit Deutschland, Skandinavien und den USA. E. war ein bed. Entwickler von Konstruktionstechniken in Finnland: das Inst.-Gebäude "Porthania" für die Helsinkier Univ. war das erste Gebäude im Land, das aus vorgefertigten Elementen errichtet wurde. Er experimentierte mit neuen Mat. wie im "Haus der Zukunft", erb. für die Skandinav. Bautage 1955 in Helsinki, das vollst. aus Kunststoff bestand. E. kooperierte mit Otto-Iivari Meurman, dem Pionier mod. finn. Stadtplanung und Prof. an der TH, zunächst als dessen Ass., später beim Generalplan von Oulu in den späten 1940er Jahren und zu Beginn der Planungen für Tapiola (Teil von Espoo b. Helsinki). Er entwarf auch dessen Priv.-Haus, Villa Meurman (1948). E. ist wahrsch. am bekanntesten durch seine Pläne und Entwürfe in Tapiola, einer Gartenstadt, geplant entsprechend dem Wohngebietsprinzip. E.s geschäftl. Stadtzentrum ist eine Kombination der Ideen von Einkaufszentren und modernist. Ideen des CIAM aus den frühen 50er Jahren, arrangiert um die Fußgängerzone Tapionratti, die als Achse für den gesamten Plan des Zentrums dient. Die Idee des "totalen Designs" war typ. für E. Er entwarf alles, von den kleinsten Details wie Scharnieren bis zu Stadtplanungen, Schiffseinrichtungen und Grabdenkmälern für Soldaten. E. erhielt bed. Aufträge von der Geschäftswelt und Industrie: Fabriken für Stromfirmen, Bankgebäude, Tankstellen für Shell, Interieurdesign für die Geschäfte der medizin.-technolog. Ges. Instrumentarium, Möbelentwürfe mit Rohrstruktur (1957) und das Fabrikgebäude für den Möbelhersteller Merivaara Ltd. Andererseits war er ein bed. Entwerfer für Wohnbauten, Univ. und Schulen. Die Quantität und Qualität von E.s Werk ist beeindruckend. Es kann beschrieben werden als Formsprache des International Style, gemildert durch eine nutzerorientierte Humanität. Insgesamt reflektiert sein Schaffen die Vorstellung von der Architektur als einem formenden Bestandteil einer integralen natürl. Umgebung.
Werke: Hw.: ESPOO-Otaniemi: KOP Bank, Casino und Ferienanlage, 1952. - E.-Tapiola: Stadtzentrum: Plan, 1954; Einkaufszentrum Tapiontori, 1961; Büroblock Keskustorni, 1961; Schwimmhalle, 1965; Bürohaus Raitinlukko, 1966; überdachte Fußgängerzone Heikintori, 1968. - Zentrum des östl. Wohngebiets: Wohnblock Mäntytorni, 1954; Kino, 1955; Wohngebietseinkaufszentrum, 1955. - Apartmenthaus Mäntykulma, 1954. HEINOLA: Geschäftshaus der Fa. Heinola liike Oy, 1941 (zerst.). HELSINKI, Lauttasaarentie 7: Apartmenthaus, 1942. - Kuusiniementie 5: eig. Haus, 1951; Gebäude für das Archit.-Büro E., 1964. - Malminkatu 16: Bürohaus Voimatalo, 1954. - Kulinar. Schule Perho, 1956. - Porthania, Inst.-Gebäude für die geisteswiss. Fak. der Univ. Helsinki, 1957. - Myllytie 3: Apartmenthaus, 1961. - Bibl. Töölö, 1970. KERAVA: Merivaara-Fabrik, 1961. LOHJA: Gemeindehalle, 1954. MUHOS: Kraftwerk Pyhäkoski und Wohngebiet für die Fa. Oulojoki Ltd., 1949. SALO: Weiterführende Schule, 1959. SOMERO: Weiterführende Schule, 1958. TAMPERE: Weiterführende Schule Messukylä, 1961. TURKU, Univ.: Hauptgebäude und Bibl., 1960.
Quelle: AKL (Auszug)
