Ernst Ludwig Kirchner
DE, 1880 - 1938
* 1880 in Aschaffenburg; † 1938 in Davos
1901–1905 Studium der Architektur an der Königlich Sächsischen Technischen Hochschule Dresden; Abschluss als Diplomingenieur
1903 ein Semester Kunststudium in München bei Hermann Obrist und Wilhelm von Debschitz
1905 Gründung der Künstlergruppe Die Brücke mit Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel und Fritz Bleyl in Dresden
1911 Umzug der Brücke nach Berlin
1913 Auflösung der Brücke
1914 Einzelausstellung im Kunstverein Jena; Einberufung zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg
1917 Kuraufenthalt in Davos
1918 dauerhafte Niederlassung in Davos
ab 1921/22 Entwürfe für Stickereien und Zusammenarbeit mit Lise Gujer
1924 Gründung der Künstlergruppe Rot-Blau mit Albert Müller, Hermann Scherer und Paul Camenisch
1925 Teilnahme mit einem Bildteppich an der Kunstgewerbeausstellung Exposition internationale des Arts Décoratifs in Paris
1926 Teilnahme an der Internationalen Kunstausstellung in Dresden
1931 Mitgliedschaft in der Akademie der Künste Berlin
1933 Einzelausstellung im Kunstmuseum Bern
Der Maler, Grafiker und Bildhauer Ernst Ludwig Kirchner zählte zu den Hauptakteuren des Expressionismus. Nach dem Abschluss seines Architekturstudiums in Dresden etablierte er zusammen mit seinen Kommilitonen Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel und Fritz Bleyl die Künstlergruppe Die Brücke, die bis 1913 bestand. Nach der Einberufung zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg, der psychische Erkrankungen zufolge hatte, ging Kirchner für einen Kuraufenthalt nach Davos, wo er sich 1918 dauerhaft niederliess. Die Bilder des Stadtmenschen Kirchner prägten nun Motive der Berge und des alpinen Brauchtums. Zudem verstärkte sich seine Affinität zu textilen Arbeiten und Vorbilder koptischer Textilkunst inspirierten ihn zu eigenen Entwürfen. Zunächst setzte seine Lebensgefährtin Erna Schilling diese in Stickereien um, und ab ca. 1921 stellten auch Frauen der Umgebung für ihn Kissen, Decken oder Teppiche nach seinen Vorlagen her. So auch Elsa Bosshard-Forrer, die beispielsweise die Entwürfe der Kissenplatten “Tanz” und “Alpsonntag” in Petit-Point-Technik ausführte. Über deren Mann Jakob Bosshard entstand der Kontakt zu Lise Gujer, die fortan zahlreiche Entwürfe Kirchners in kunstfertigen Webereien und Wirkereien in expressiver Farbigkeit umsetzte. Während Kirchner den Entwurf zeichnete und die Farben bestimmte, übertrug Gujer die Zeichnung auf den Web- bzw. Wirkstuhl und war somit stark in den gestalterischen Prozess involviert. 1926 entstand in dieser Weise zum Beispiel die Chaiselongue-Decke “Alpaufzug”. In der Öffentlichkeit distanzierte sich Kirchner zunächst vehement von den textilen Arbeiten und betonte stark die künstlerische Eigenständigkeit der Weberin. Nichtsdestotrotz gefiel ihm die Aufmerksamkeit um die Werke, und er nahm 1925 mit einem Bildteppich an der bedeutenden Kunstgewerbeausstellung Exposition internationale des Arts Décoratifs in Paris teil. Als die Nationalsozialisten 1937 Kirchners Malereien als “entartete Kunst” verfemten und Werke zerstörten, stürzte er in eine tiefe Krise und nahm sich ein Jahr später das Leben.
Quellen:
Rüegg, Arthur (Hg.), “Schweizer Möbel und Interieurs im 20. Jahrhundert”, Basel/Boston/Berlin 2002
Stutzer, Beat (Hg.), “Bildteppiche von Ernst Ludwig Kirchner und Lise Gujer”, Zürich 2009
Beisiegel, Katharina (Hg.), “Ernst Ludwig Kirchner. Erträumte Reisen”, München 2018