Georgette Tentori-Klein
CH, 1893 - 1963
* 1893 in Winterthur; † 1963 in Lugano
1899–1912 Schulzeit in Winterthur
Um 1913–1919 Studium der Germanistik an der Universität Zürich
1916 Studienaufenthalt an der Universität Genf
1919 Promotion in Germanistik an der Universität Zürich; Ausstellung von textilen Arbeiten im Kunstmuseum Winterthur
Um 1920 Studium der Geige am Konservatorium Zürich bei Willem de Boer, Spiel unter den ersten Geigen im Musikkollegium Winterthur mit Auftritten u.a. in Paris, Antwerpen und Amsterdam
Ab 1921 Hospitantin in den Kursen des Holzbildhauers Carl Fischer an der Kunstgewerbeschule Zürich
1922 Mehrmonatiger Aufenthalt in Weybridge, England, im Umfeld der Handweberin Elizabeth Peacock
Ab 1922 Mitgliedschaft im Schweizerischen Werkbund
1923 Beteiligung am Programm des Schweizerischen Marionettentheaters während des 75. Jubiläums des Kunstvereins Winterthur; Fertigung von Puppenkleidern für das Stück “Der Spuk im Kunsthaus” von Thomas Roffler
1925 Teilnahme an der Exposition internationale des arts décoratifs et industriels modernes in Paris
1926/27 Beginn der Herstellung von Handpuppen und des Verfassens eigener Handpuppenspiele
1928 Beteiligung an der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA) in Bern als eine der Hauptorganisatorinnen, Mitglied und künstlerische Leitung des Festzugskomitees wie auch Leiterin des Figurentheaters sowie künstlerische Teilnahme u.a. mit Marionetten und Textilarbeiten; Gestaltung des Bühnenbildes zur Oper “Der betrogene Kadi” von Christoph Willibald von Gluck, Uraufführung an der SAFFA 1928; Einzug in die Casa Triulzi in Barbengo, Tessin; Einrichtung ihres Atelier Geo
1931 Heirat mit dem Handwerker und Weinbauern Luigi Tentori (1883–1955)
1932 Bau der Casa Sciaredo; Veranstaltung einer Ausstellung von textilen Arbeiten im Kursaal Lugano
1932–1935 Ausstellungen in Lugano und Winterthur; aktive Mitgliedschaft im Lyceum della Svizzera Italiana
1939–1953 Inszenierungen von Puppenspielen auf eigener Handpuppenbühne; Zusammenarbeit u.a. mit Olga Gloor und Gilberte Schnider
1946–1954 Teilnahme an Gruppenausstellungen des internationalen Lyceum Club Lugano
1957 Ausstellungsteilnahme mit Holzskulpturen im Kunstmuseum Bern; Inszenierung ihres letzten Puppenspiels mit Freundin Olga Gloor
Georgette Klein wuchs in einer bildungsbürgerlichen Familie auf, die ihr den Zugang zu Literatur und Musik ermöglichte. Auch das textile Arbeiten wurde ihr in Form von Stricken, Sticken und Nähen nahegelegt, was sie später als künstlerische Ausdrucksform für sich weiterentwickelte. Von ihrer Hinwendung zur Weberei zeugen beispielsweise zwei um 1920 entstandene handgewebte Läufer, die deutlich ihren bevorzugten Stil, die geometrisch-ornamentale Abstraktion und Symmetrie, aufweisen. Bereits zu dieser Zeit verfasste sie eigene Lyrik. Ab 1921 besuchte sie Kurse des Holzbildhauers Carl Fischer, Lehrer für Holzarbeit an der Kunstgewerbeschule Zürich. Dort legte sie nicht nur die Grundlage für ihre spätere holzbildhauerische Kunst, sondern erlernte auch das Schnitzen und Bauen von Marionetten. Das Handwerk des Webens vertiefte sie dann während eines Aufenthalts in Südengland, wo die Handweberin Elizabeth Peacock ein Zentrum für eine neue Generation an Weberinnen schuf.
Das Puppenspiel vereinte schliesslich alle ihrer Leidenschaften – Literatur und Sprache, die Arbeit mit Holz und Textil sowie Musik, Rhythmik und Tanz, Letzteres stark beeinflusst von Rudolf von Laban, dem Monte Verità und Emil Jaques-Dalcroze. Zum 75. Jubiläum des Kunstvereins Winterthur 1923 gestaltete sie das Programm des Schweizerischen Marionettentheaters unter der Leitung von Alfred Altherr Sr. aktiv mit und schuf die Kleidung für die von Otto Morach entworfenen und von Carl Fischer geschnitzten Puppen für das Stück “Spuk im Kunsthaus”. 1925 war sie innerhalb der Schweizer Sektion im Grand Palais der Exposition internationale des arts décoratifs et industriels modernes in Paris vertreten. Um 1926 begann sie mit der Fertigung von Handpuppen nach eigenen Entwürfen und dem Schreiben von Stücken und setzte sich intensiv literarisch-sprachlich, theoretisch wie praktisch mit dem Puppenspiel auseinander. Auf der SAFFA 1928, für die sie verschiedene leitende Ämter bekleidete, zeigte sie neben ihren Textilarbeiten auch ihre eigenen Marionetten. Ab 1939 inszenierte sie schliesslich ihre Stücke auf einer eigenen fahrenden Handpuppenbühne.
Quellen:
Macconi, Chiara, Renata Raggi-Scala (Hg.): “Georgette Tentori-Klein. Ein Leben als Solistin”, Melano/Zürich 2014
“Suisse. Exposition internationale des arts décoratifs et industriels modernes, Paris 1925”, Zürich 1925
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/060157/2022-12-22/
Geburtsname
- Georgette Klein
