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Badekultur und Körperkult
Badekultur und Körperkult

Badekultur und Körperkult

Dienstag, 7. Juli 2015 - Montag, 9. November 2015
BeschreibungIm Sommer verlocken in der Schweiz so manches Freibad und mancher See zu einem Sprung ins kühle Nass. Dabei geht häufig vergessen, dass das öffentliche Baden eine noch nicht hundertjährige Geschichte hat. Mit den Kurbädern des 18. Jahrhunderts, dem gehobenen Bürgertum vorbehalten, entdeckte man neben gesundheitlichen Aspekten auch die geselligen Freuden des Badens, das streng geschlechtergetrennt ablief. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein verboten es die Moralvorstellungen, sich im Freien der Kleider zu entledigen. Erst in den 1930er-Jahren, mit Eröffnung der grossen Volksbäder, war es Männern und Frauen aller Gesellschaftsschichten erlaubt, sich gemeinsam zu vergnügen. Wenngleich noch immer von Sittlichkeitsbedenken begleitet, boten diese Bäder nun sowohl für die Zurschaustellung als auch die Betrachtung nur leicht bekleideter Körper Gelegenheit. Der Boom der Bäderarchitektur war auch Teil eines neuen, sozialen Tourismus, der sich vor allem an den Einheimischen orientierte. Wenngleich geregelte Ferienansprüche für alle erst Ende der 1930er-Jahre Eingang in Gesamtarbeitsverträge fanden, boten Naherholungsgebiete bereits die Möglichkeit zu kleinen Fluchten aus dem Alltag. Nicht von ungefähr blühte in diesen Jahren auch die Werbung für die frisch angelegten Strandbäder und Schwimmbecken und legitimierte die Darstellung des weiblichen Körpers. So watet Karl Bickels Schöne in einer eigenartig verdrehten Körperhaltung ins Wasser, die es dem Maler ermöglichte, ihren Oberkörper nahezu frontal darzustellen. Ihre Rundungen zeichnen sich deutlich unter dem fast durchsichtigen Badekostüm ab. Andere Plakate dieser Jahre zeigen noch ganz androgyne Frauenbilder. Den auf Fernwirkung ausgerichteten medialen Gesetzen gehorchend, verzichteten Willy Trapp, Johannes Handschin oder Albert Solbach in ihren Plakaten auf Detailgenauigkeit. Ihre Schwimmerinnen haben durchtrainierte Körper, die Gesichter sind kaum angedeutet, die Haare unter eng anliegenden Badekappen versteckt. So manches Plakat erweist auch der Schweizer Bäderarchitektur Hommage. Solbachs Plakat zeigt den durch Eleganz bestechenden Säulenbau des 1997 abgerissenen Garderobentrakts des Luzerner Seebades, Martin Peikert verewigte das unter Denkmalschutz gestellte Strandbad Interlaken mit dem halbkreisförmig vor den Garderoben angelegten Restaurant. Die Plakate für Heiden, Engelberg und Adelboden dokumentieren die Besonderheit der Schwimmanlagen des Bäderpioniers Beda Hefti. Im gleichen Zeitraum warben auch ausländische Plakate für exklusive Bäderpraktiken, für kühle, sachlich-moderne Schwimmbad-Bauten oder grosszügige, öffentliche Meeresstrände.
Heute haben sich die Darstellungsmittel verändert, die Fotografie hat die Illustration im Plakat weitgehend abgelöst. Zudem ist Bäderwerbung nur noch selten aufzufinden, der sommerliche Badegenuss zur Selbstverständlichkeit geworden. Dennoch bleiben die motivischen Zutaten jüngerer Bäderplakate dieselben: leuchtend blaues Wasser und verführerische Badenixen.

Veranstalter (gegründet 1875)
Ausstellungsorte
SCHWEIZERISCHENATIONALBANK,SNB,Z

ArchivnummerGGB-20XX-D45