Henri-Robert von der Mühll
FR / CH, 1898 - 1980
* 1898 in Mulhouse; † 1980 in Lausanne
1917–1921 Studium der Architektur an der ETH Zürich bei Gustav Gull und Karl Moser, Abschluss mit Diplom
1922/23 Mitarbeit im Atelier von Bruno Paul in Berlin
1924 Mitarbeit im Büro François Le Cœurs in Paris; Beteiligung im Büro von Adrien Blomme in Brüssel
1925 Gründung des eigenen Büros in Lausanne
1926 Organisation der Ausstellung des Comité Nancy-Paris gemeinsam mit Theo van Doesburg und André Lurçat in Nancy
1929–1933 Leiter der waadtländischen Sektion des westschweizerischen Werkbunds L’Œuvre
1957–1964 Mitglied der Eidgenössischen Kunstkommission
1973 Publikation von “De l'architecture“, einem Sammelband seiner ab 1925 veröffentlichten Schriften
Nach Abschluss des Studium der Architektur an der ETH Zürich und Berufspraktika im Norden Frankreichs arbeitete Henri-Robert Von der Mühll zunächst im Atelier von Bruno Paul in Berlin, bevor er 1924 in das Büro François Le Cœurs in Paris sowie in das Brüsseler Büro von Adrien Blomme wechselte. 1925 gründete Von der Mühll sein eignes Büro in Lausanne. Im Jahr darauf organisierte er gemeinsam mit Theo van Doesburg und André Lurçat die Ausstellung für das Comité Nancy-Paris in Nancy. Er war Mitbegründer der Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM), Mitglied des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA) und des Bunds Schweizer Architekten (BSA), des Heimatschutzes, Leiter der waadtländischen Sektion des westschweizerischen Werkbunds L’Œuvre sowie Mitglied der Eidgenössischen Kunstkommission. In den 1930er-Jahren entstanden Bauten des architektonischen Rationalismus wie die Maison Foetisch (1930) sowie das Apartmenthaus La Chandoline (1934). Das konservative Lausanner Umfeld behinderte zunächst den beruflichen Erfolg Von der Mühlls als Architekt. So konzentrierte er sich bis zum Zweiten Weltkrieg auf Innenausbauten und Gartenanlagen sowie auf Entwürfe für Möbel, Leuchten und Teppiche. 1924/25 gestaltete er ein Büromöbel-Ensemble, von dem heute nur noch der Planschrank erhalten ist. Dieser ist für die Westschweiz dieser Jahre, die ganz vom Pariser Art déco beherrscht wurde, eine aussergewöhnliche Erscheinung. Ausgewogene Proportionen und symmetrische Gestaltung charakterisieren das Möbel, das mit seiner streng orthogonalen Formgebung an De Stijl erinnert. Nach Kriegsende entwickelte Von der Mühll als technischer Leiter der Firma Winkler S.A. in Freiburg das Haus Multiplan. Später betätigte er sich auch in der Stadtplanung und im Siedlungsbau. Neben seiner Tätigkeit als Architekt wirkte Von der Mühll auch als Autor: Er förderte die Architekturkritik in der Schweiz durch eigene Artikel und Übersetzungen von Werken zur Architektur und Kunst.
Quelle:
Rüegg, Arthur (Hg.), “Schweizer Möbel und Interieurs im 20. Jahrhundert“, Basel/Boston/Berlin 2002
andere Schreibweise
- Henri Robert Von der Muhll
- Henri Robert Von der Muehll