GGK Basel Werbeagentur AG, Zürich, CH
GGK
Gerstner, Gredinger + Kutter, Werbeagentur AG, Basel
1959 Gründung der Agentur Gerstner + Kutter durch Karl Gerstner und Markus Kutter in Basel
1963 Erweiterung der Agenturleitung durch die Aufnahme von Paul Gredinger als Partner, Umbenennung in Gerstner, Gredinger + Kutter, Werbeagentur AG, Basel (GGK)
1968 Gründung des Düsseldorfer Büros
1970 Ausscheiden Karl Gerstners aus der operativen Leitung der GGK
1975 Verkauf der Anteile von Markus Kutter an Paul Gredinger
1996 Verkauf der Anteile von Paul Gredinger an die PR-Agentur Trimedia
Bevor sie ihre eigene Werbeagentur gründeten, lernten sich Karl Gerstner (* 1930) und der Basler Historiker Markus Kutter (1925–2005) in der Chemiefirma J. R. Geigy AG in Basel kennen. Gerstner arbeitete hier seit 1949 im Grafikatelier unter Max Schmid in der von René Rudin geleiteten Werbeabteilung, Kutter war seit 1952 als Redaktor der Werkzeitung und ab 1958 als Pressedienstchef in der PR-Abteilung der Firma tätig und in dieser Funktion auch für die Durchführung des 200-jährigen Firmenjubiläums verantwortlich. Für die Gestaltung der Werbemittel und Drucksachen dieses Jubiläums holte Kutter 1956 den abgesprungenen Gerstner in die Firma zurück. Die beiden Freunde gaben später gemeinsam das mehrfach prämierte Buch “Schiff nach Europa“ (1958) und das Designgeschichtsbuch “Die neue Graphik“ (1959) heraus. 1959 gründeten sie die Agentur Gerstner + Kutter in Basel. Zu ihren Auftraggebern gehörten unter anderem das Warenhaus Rheinbrücke, die Firma Schlotterbeck Automobile sowie die Clichés Schwitter AG und das Bech Electronic Center. In den Anfangsjahren der Agentur entstanden vor allem Broschüren, Inserate und Plakate, die auf das witzige Zusammenspiel von Text und Bild setzten. So warb Gerstner + Kutter für den Citroën 2PS, die “Ente“, mit einer Fotoanzeige und dem frechen Slogan “Kaufen Sie diesen Wagen nicht! “. 1963 kam der Architekt Paul Gredinger (1927–2013), der bereits seit 1960 in der Agentur arbeitete, als dritter Partner hinzu. Die Agentur hiess ab nun Gerstner, Gredinger + Kutter, Werbeagentur AG, Basel (GGK). Mit dem Eintritt von Gredinger verfolgte die Agentur eine stärker strategisch-werbliche Richtung. Zu Zeiten der Hochkonjunktur expandierte die GGK bis Übersee. Die heute als legendär geltende Werbeagentur hatte Geschäftsstellen in Basel, Düsseldorf, Mailand, Paris, Wien, São Paulo und New York, zu ihren Auftraggebern gehörten unter anderem Holzäpfel Büromöbel, Swissair, Volkswagen, IBM und Jägermeister. GGK konzipierte ganze Erscheinungsbilder, zum Beispiel für die deutsche Firma Holzäpfel, sowie Anzeigenkampagnen für Leitmedien wie die “Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ), “Der Spiegel“, “Stern“ oder die “NZZ“. Aus dem Basler Stammhaus kamen Kampagnen für VW, Audi, Swissair, IBM und Nestlé in die Medien, die sich durch ihre ungewöhnlichen Einfälle, klugen Texte und ihre reduzierte Grafik spektakulär von der Konkurrenz abhoben. Der GGK-Stil rückte die Werbung in die Nähe der konkreten Kunst und Poesie. Der ungewöhnliche Wort- und Bildwitz vieler Anzeigen begründete bald den Ruf der GGK als kreativste Agentur im deutschsprachigen Raum. 1963 lancierte die GGK eine Kampagne für den VW 1500 sowie für den VW Variant – einem der grössten Erfolge der Agentur. Im Jahr 1968 wurde für den Neukunden Ford Köln das Büro in Düsseldorf gegründet. 1970 zog sich Gerstner aus der operativen Leitung der GGK zurück, 1975 verkaufte Markus Kutter seine Anteile an Paul Gredinger. Dieser baute die Agentur zu einem europäischen Netzwerk mit bis zu zwanzig Filialen aus. Gredingers Firma galt in den 1970er- und 1980er-Jahren als Kaderschmiede und erste Adresse für Top-Kreative. Zwischen 1968 und 1988 gehörte die Agenturgruppe GGK zu den am häufigsten ausgezeichneten Agenturen Europas. In den späten 1980er-Jahren geriet die GGK wirtschaftlich ins Schlingern. 1990 verkaufte Gredinger schliesslich seine Anteile an die PR-Agentur Trimedia. Mit der Fusion zur Trimedia Holding verschwand der Name GGK als internationales Netzwerk, lediglich die Büros in Wien und Zürich wurden unter dem alten Agenturnamen weitergeführt. Gewichtige Teile des GGK-Archivs befinden sich heute in der Grafik- und Plakatsammlung des Museum für Gestaltung Zürich sowie in der Graphischen Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern.
Quellen:
Kroeplien, Manfred, “Karl Gerstner. Rückblick auf 5 x 10 Jahre Graphik Design etc.“, Ostfildern-Ruit 2001
Janser, Andres, Barbara Junod (Hg.), “Corporate Diversity. Schweizer Grafik und Werbung für Geigy. 1940–1970“, Zürich 2009
Ernst, Meret, “Ausdrücken, auf was es ankommt. Die 1960er-Jahre der GGK“, in: Museum für Gestaltung Zürich (Hg.), “100 Jahre Schweizer Grafik“, Zürich 2014
Persönlich, W&V, Horizont