Flora Steiger-Crawford
1899 - 1991
* 1899 in Bombay; † 1991 in Zürich
1923 Abschluss des Architekturstudiums bei Karl Moser an der ETH Zürich als erste Frau
1924 gemeinsam mit ihrem Mann Rudolf Steiger Bau des Hauses Sandreuter in Riehen
1924¬–1938 Umzug nach Zürich; Beteiligung an Bauprojekten für die Büros Hubacher und Steiger, später Haefeli, Moser, Steiger; in Eigenregie Planung von drei Wohnhäusern am Zürichseeufer
ab 1938 ausschliessliche Betätigung als Bildhauerin
Flora Steiger-Crawford nimmt in der Schweizer Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts eine wichtige Stellung ein. Als erste Frau überhaupt schloss sie 1923 ihr Architekturstudium an der ETH Zürich mit einem Diplom ab. Im Jahr darauf gründete sie mit ihrem Ehemann Rudolf Steiger eine Arbeitsgemeinschaft, die das Haus Sandreuter in Riehen realisierte, das als Auftakt zum Neuen Bauen in der Schweiz gilt. 1927/28 bauten Flora und Rudolf Steiger das Haus von Carl Steiger in Kilchberg bei Zürich – ein Frühwerk der Schweizer Moderne, das das Ehepaar auch mit eigenen Möbelentwürfen ausstattete. Für das Wohn-/Esszimmer gestalteten sie zwei Schreibkorpusse, die unter einen zierlichen Schreibtisch geschoben werden konnte. Der Rollkorpus ist charakteristisch für die beweglichen, für Wohnbereich und Büro gleichermassen geeigneten Typenmöbel der frühen 1930er-Jahre. Die Einrichtung ist ein Beleg für die nur wenig bekannte Pionierrolle der beiden Architekten als Möbelentwerfer, deren Konzepte von der schnörkellosen Umsetzung einer funktionellen Idee geprägt waren. Für das 1930–1932 realisierte Zett-Haus entstand auch der Stapelstuhl Steiger, ein kompakter Stuhl mit einem abgekröpften Stahlbandgestell und einem Sitz aus Sperrholz oder Jonc-Geflecht, der im dortigen Restaurant Platz fand. Neben Möbeln entwarf Flora Steiger-Crawford auch einige Leuchten wie beispielsweise eine höhenverstellbare Metall-Ständerleuchte mit einem auf biegsamem Metallschlauch befestigten Pergamentschirm (um 1928). In den 1930er-Jahren konzentrierte sich Flora Steiger-Crawford neben der Mitarbeit an mehreren Gemeinschaftsprojekten im Architekturbüro ihres Mannes zunehmend auf eigene Entwürfe von Einfamilienhäusern und Inneneinrichtungen. 1938 zog sie sich aus dem Architektenberuf zurück und widmete sich ganz ihrer bildhauerischen Tätigkeit.
Quellen:
Rüegg, Arthur (Hg.), “Schweizer Möbel und Interieurs im 20. Jahrhundert“, Basel/Boston/Berlin 2002
Steiger-Crawford, Flora, “Dokumente zur modernen Schweizer Architektur“, Zürich 2003
anderer Name
- Flora Crawford