Fred Schneckenburger
Fred Schneckenburger
* 1902 in Schaffhausen; † 1966 in Zürich
1921 kaufmännischer Angestellter bei der Speditionsfirma Brash und Rothenstein in Frankfurt am Main
1922 Begegnung mit dem russischen Regisseur Alexander Tairov und dem Moskauer Kammertheater
1923 Reise mit dem Moskauer Kammertheater durch Europa; persönlicher Sekretär von Alexander Tairov
1930 Rückkehr in die Schweiz; Stelle als Vertreter im Verkauf bei der Schweizer Schmirgel- und Schleifindustrie (SIA) in Frauenfeld
1938 Geschäftsleiter der SIA in Frauenfeld, verantwortlich für die Firmenpropaganda
ab 1943 erste gestalterische Versuche im Puppentheater; kabarettistische Texte und Chansons
1947 Gründung des Puppencabaret Fred Schneckenburger
1951 erstes Gastspiel in Deutschland
1952 Zusammenarbeit mit dem Kölner Komponisten Bernd Alois Zimmermann
1955 Übergabe seiner Plakatsammlung an die Stadt Zürich
1957 nach vorzeitiger Pensionierung Konzentration auf das Puppentheater; Beschäftigung mit Strukturbildern
1962 Ausstellung Puppen – Marionetten – Schattenspiel in der Kunsthalle Bern
1963 Ausstellung Zürcher Puppenspiele im Helmhaus Zürich
1964 Ausstellung Schweizer Puppenspiele im Münchner Stadtmuseum
Fred Schneckenburger gilt als ein Vertreter des modernen, experimentellen Puppentheaters in Westeuropa. Er absolvierte eine kaufmännische Lehre bei einer Speditionsfirma in Schaffhausen und begegnete 1921 als kaufmännischer Angestellter einer Speditionsfirma in Frankfurt am Main dem russischen Regisseur Alexander Tairov, dessen Europatournee mit dem Moskauer Kammertheater die Firma zu betreuen hatte. Von Tairov und dem avantgardistischen Theater fasziniert, begleitete Schneckenburger 1923 die Truppe quer durch Europa. Er wurde zum persönlichen Sekretär Tairovs und betätigte sich daneben als Statist und Techniker. In Tairovs Truppe lernte er den Regisseur und Schauspieler Vladimir Sokolov kennen, dessen Interesse auch dem Puppenspiel galt. 1930 kehrte Schneckenburger in die Schweiz zurück und trat eine Stelle in der Frauenfelder Schweizer Schmirgel- und Schleifindustrie als Vertreter im Verkauf an. Acht Jahre später übernahm er als Geschäftsleiter die Verantwortung für den Aussendienst sowie die Firmenpropaganda. Befreundet mit vielen Malern, Fotografen und Grafikern setzte sich Schneckenburger für eine progressive Werbung ein und vergab Aufträge unter anderem an das Grafikbüro Honegger-Lavater. Schon in Frankfurt hatte er begonnen, Werbeplakate zu sammeln. 1944 stellte er erstmals eine Auswahl aus seiner Sammlung unter dem Thema Das politische Plakat im Wandel der Zeiten für das Volkshaus Zürich zusammen. 1943 begann Schneckenburger, seine Ideen für ein Puppentheater umzusetzen. Nach ersten, noch traditionellen Versuchen arbeitete er bald mit übergrossen Handpuppen, dann – unter Verwendung von «objets trouvés» – auch mit skurrilen Stock- und Stabfiguren. Bekannte Kabarettisten und Schauspieler wie Ruedi Walter, Voli Geiler oder Margrit Rainer liehen den Puppen ihre Stimmen. 1947 entstanden die ersten Nummernprogramme Hexenküche und Begegnungen. Schneckenburger überwand damit die bislang übliche naturalistische Nachbildung der menschlichen Gestalt und schuf eine neue, bizarre Welt von abstrahierten Figuren. Sein Spiel mit visuellen Metaphern entsprach dem Geist der Avantgarde seiner Zeit. So gründete er 1947 das Puppencabaret Fred Schneckenburger, das mit dem ersten Gastspiel in Deutschland 1951 einen durchschlagenden Erfolg feierte. 1957 aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig pensioniert, widmete sich Schneckenburger fortan mit voller Schaffenskraft dem Puppentheater und gab zahlreiche Gastspiele im In- und Ausland. Seine Puppen wurden unter anderem 1962 in der von Harald Szeemann organisierten Ausstellung Puppen – Marionetten – Schattenspiel im Kunstmuseum Bern gezeigt.
Quelle:
Museum Bellerive (Hg.), “Fred Schneckenburger. Puppencabaret“, Ausstellungskatalog, Zürich 1991