Noël Fontanet
Noël Fontanet
* 1898 in Genf; † 1982 in Genf
1914‒1918 Studium an der École des Beaux-Arts in Genf
ca. 1918‒1920 Bühnenbildner am Grand Théâtre Genf
Frühe 1920er-Jahre Arbeits- und Lebensmittelpunkt Paris
ca. 1925‒1953 Atelierchef der APG in Genf
1923‒1960 Illustrationen für die Zeitschrift "Le Pilori"
Noël Fontanet nahm nach Schulabschluss zunächst eine Lehre als Schriftenmaler auf und begann anschliessend ein Malstudium an der École des Beaux-Arts in Genf. Als Bühnenbildner am Grand Théâtre seiner Geburtsstadt konnte er seine Ausbildung für ein breites Publikum sichtbar einsetzen. In den 1920er-Jahren lebte Fontanet vorübergehend in Paris und war dort als Grafiker tätig. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz arbeitete er als Zeichner und Karikaturist für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. Ab Mitte der 1920er-Jahre engagierte ihn die 1900 in Genf gegründete, heute schweizweit aktive Allgemeine Plakatgesellschaft (APG), die für Organisation, Aushang und Pflege des Plakataushangs tätig ist, als Atelierchef. Bis 1953 trug Fontanet die Verantwortung für das Genfer Werbeatelier der APG, bevor er sich wieder als Grafiker selbständig machte.
Neben seiner künstlerischen Tätigkeit pflegte Fontanet mit der Politik eine zweite Leidenschaft, die auch seine grafischen Arbeiten für die Presse prägte: Er engagierte sich in der rechtsradikalen Bewegung Union nationale sowie in mehreren lokalen patriotischen Vereinigungen und gestaltete für diese vor allem historische Motive. Von 1923 bis 1960 erschienen Fontanets Illustrationen auch in der Zeitschrift "Le Pilori". Dieses Publikationsorgan wurde 1923 vom militanten Schweizer Faschisten Georges Oltramare gegründet, nachdem seine antisemitischen Artikel in anderen Zeitungen nicht mehr gedruckt wurden.
Fontanet schuf eine grosse Anzahl von Plakaten, die sich durch eine effektvolle grafische Reduktion und einen grossen Bildwitz auszeichnen. Die politischen Plakate widerspiegeln Fontanets nationalistische Gesinnung. Mit Einführung des Proporzwahlrechts von 1919 fand das politische Plakat grosse Verbreitung in der gesamten Schweiz, gefördert auch durch die Spielregeln der direkten Demokratie. Fontanet verstand sich meisterhaft auf eine klischeehafte, polemische Zuspitzung und eine höchst wirkungsvolle Vereinfachung politischer Botschaften. Seine einprägsamen, unmissverständlichen Bildideen, in einem comichaften Stil vorgetragen, beeinflussten die Vertreter des Genfer Comicsplakat der 1980er-Jahre, die sich ideologisch jedoch als Fontanets scharfe Gegner verstehen.
Quelle:
http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/f/F27508.php