Abschlussarbeit, Theorie
Detroit. Die Stadt, die aus dem Ruinösen schöpft
2013
Creator
Moïra Gilliéron
Subject
Yves Marchand
(FR, geboren 1981)
Romain Meffre
(FR, geboren 1987)
Julia Reyes Taubman
(US, geboren 1968)
Department
ZHdK, Vertiefung Szenografie, VSZ, Zürich, CH
(gegründet 2002)
MediumPDF
Dimensions34 Seiten
TitlesStudienarbeitBachelor of Arts in Theater, Vertiefung Szenografie
DescriptionDetroit, Michigan. Die Stadt gilt als traurigste und ärmste der USA. Gegangen sind nach dem Zusammenbruch der Automobilindustrie all diejenigen, die konnten, geblieben sind nur die Ärmsten. Verkommene Ruinenstadt oder frischer Grund für Kreative? Seit neustem zeihen junge Menschen mit wenig Geld und grossen Ideen nach Detroit um sich in einem grösst möglichen Freiraum auszuleben.Auf das Thema Detroit kam ich durch den Artikel „In den Ruinen von Detroit“, von Daniel Ryser, erschienen im Schweizer Magazin des Tagesanzeigers. Etwa ein Jahr später behandelten wir im Unterricht das Thema der staged photography, wobei ich die zwei französischen Fotografen Yves Marchand und Romain Meffre aus jenem Artikel vorstellte und ihre Arbeit im Kontext analysierte: Sind es dokumentarische Fotografien, da sie vorgefundene Orte zeigen? Oder sind sie doch inszeniert, da sie einen eigenwilligen und erzählerischen Charakter besitzen? Der grosse Unterschied von dokumentarisch und inszeniert zeigt sich in dem wunderbar kurzen Satz: To take a picture or to make a picture.
Ich möchte in meiner Arbeit versuchen, mich Detroit anzunähern. Anhand verschiedener Ausgangslagen habe ich mich der Stadt auseinandergesetzt und es von verschiedenen Blickwinkeln angeschaut. Katja Kullmann gab mir mit ihrem Buch „Rasende Ruinen – Wie Detroit sich neu erfindet“ einen Einblick in die Stadtsoziologischen Umstände. Wie erschaffen sich die Menschen in dieser Asphaltwüste einen neuen Lebensraum? Welche Möglichkeiten haben sie, wenn vom Staat, den Behörden und dem Grundvertrauen in die Mitmenschen nichts mehr zu erwarten ist? Anhand der künstlerischen Interventionen in der Ruinenstadt konnte ich einen Eindruck gewinnen, wie sich die Stadt von der Krise
erholt. Die Leute erschaffen aus verwaisten Häusern Ateliers, verwandeln Industrieruinen in Studios und Ausstellungsräume und pflanzen Gemeinschaftsgärten in die brachen Lücken der Stadt. Findet Detroit in diesem sogenannten Prozess der Gentrifizierung einen Neuanfang? Oder versucht die Bevölkerung einen anderen Weg aus der Asche zu finden? Anhand von dem Essay „Die Ästhetik der Ruinen“ von Hartmut Böhme erörtere ich die semantische Verwendung des Begriffs der Ruine und wie er sich durch die Zeit geändert
hat. Die moderne Ruine erweckt nicht nur das Erinnerungsgefühl, sondern sie ist ein Zeichen der Gegenwart. In der heutigen Zeit formieren sich neue Bewegungen, wie die Urban Explorer, die die stillgelegte Welt der Industriebrachen erkunden und fotografisch dokumentieren.
Yves Marchand und Romain Meffre entführen uns mit ihrem Bildband „Ruins of Detroit“ in die surreale Welt der Ruinen. Ihre Bilder zeugen vom materiellen Verfall und Verlassenheit, aber auch von Hoffnung und Schönheit. Als Gegensatz zu den präzis komponierten Bildwelten stelle ich Julia Reyes Taubman vor, die die Stadt von der Strasse aus dokumentiert. Anhand der künstlerischen Annäherung bin ich auf Jean Baudrillards Schriften über die Darstellung des Abwesenden gestossen. Ich habe mich gefragt, wie es möglich ist etwas abzubilden, was gar nicht da ist. Laut Baudrillard birgt nur das Medium der Fotografie die Möglichkeit, das Verschwinden der Dinge in der Zeit festzuhalten. Die Bilder der verlassenen Häuser zeigen das Gewesene und gleichzeitig auch das gegenwärtige Leben.
Object numberHCE-2013-C02-001
DepartmentArchiv ZHdK
Credit LineZürcher Hochschule der Künste / Archiv
Categories
- Scenography