Eugène Samuel Grasset
Eugène Grasset
* 1845 in Lausanne; † 1917 in Sceaux (FR)
1861–1963 Studium der Architektur am Polytechnikum Zürich
1863–1965 Praktikum beim Architekten Félix Wanner in Lausanne
1865–1967 Aufenthalt in Marseille und Ägypten
1867 Rückkehr nach Lausanne
1869–1971 Mitwirkung an der Dekoration des Theaters in Lausanne unter Leitung des Architekten Jules Verrey
1871 Übersiedlung nach Paris
1890–1903 Lehrer an der Ecole Guérin in Paris
1892 Beteiligung am Ersten Salon der Rosenkreuzer in Paris
1897 Ausstellung im Salon des Cent in Paris
1998 Ernennung zum Ehrenmitglied der Wiener Secession
1899 Annahme der französischen Staatsbürgerschaft; Teilnahme an der dritten Ausstellung der Wiener Secession
1900 Präsentation seiner Schrift Grasset auf der Weltausstellung in Paris
1905–1917 Lehrer an der Ecole Estienne und der Académie de la Grande Chaumière in Paris
1906 Ausstellung im Salon des artistes décorateurs im Pavillon de Marsan in Paris
1911 Aufnahme in die Ehrenlegion
Nach einem erfolglosen Architekturstudium am Züricher Polytechnikum sowie einem Praktikum bei einem Lausanner Architekten reiste Eugène Grasset 1865/66 nach Marseille und Ägypten. Ab 1867 wandte er sich der Dekorationsplastik zu. 1871 übersiedelte Grasset nach Paris, wo er Ende der 1870er-Jahre den Drucker Charles Gillot kennenlernte, der ihm die Möglichkeit gab, seine ersten bedeutenden Werke zu schaffen: Möbel für das Haus Gillots (1880–1885) sowie Illustrationen für die zwei mittelalterlichen Erzählungen “Le Petit Nab“ (1877) und “Histoire de quatre fils Aymon“ (1883). Kurz darauf betätigte sich Grasset auf fast allen Gebieten der angewandten Kunst: Er illustrierte Bücher, gestaltete Plakate, entwarf Mosaike, Glasfenster, Tapetenmuster, schmiedeeiserne Prunkgitter, Möbel, Schmuck, Kalender, Briefmarken und vieles mehr. Seine Illustrationen waren von Gustave Doré beeinflusst, sein kunstgewerbliches Schaffen von Eugène Viollet-le-Duc. Grasset war massgeblich an der industriellen und ästhetischen Erneuerung der Möbel-, Illustrations- und Plakatkunst seiner Zeit beteiligt, nicht zuletzt durch seine Bekanntschaft mit Charles Gillot und den Künstlern des Cabarets Chat Noir. Mit seinen geometrischen Naturinterpretationen wurde er zu einem Hauptvertreter des frühen Art nouveau. Um 1885 wandte sich Grasset der Plakatkunst zu. Seine ersten Plakate waren noch von neomittelalterlichen Vorlagen angeregt, doch in den frühen 1890er-Jahren gewann seine Formsprache, vom japanischen Holzschnitt beeinflusst, an Klarheit und Monumentalität. Eine deutlich konturierte Zeichnung, die Integration des Texts in die Gesamtkomposition und leuchtende Farbflächen prägen sein Schaffen. Berühmt geworden ist sein Plakat für Sarah Bernhardt, das sie in ihrer Rolle als Jean d’Arc zeigt. Für neomittelalterliche, japonisierende und symbolistische Strömungen empfänglich, wurde Grasset nach seiner Ausstellung im Salon des Cent von 1894 zum Lehrmeister der neuen Generation. Er schuf nicht nur die berühmte "Semeuse à tout vent", die zum Signet des Verlags Larousse wurde, sondern auch die nach ihm benannte Schriftart Grasset, die 1900 zur Weltausstellung in Paris vorgestellt wurde. Zwischen 1890 bis 1903 unterrichtete er als Professor an der Ecole Guérin und in den Jahren von 1905 bis zu seinem Tod an der Ecole Estienne und der Académie de la Grande Chaumière in Paris. Zu seinen Studenten zählten unter anderem Augusto Giacometti, Paul Follot, Paul Berthon und Eliseu Visconti. Nach der Jahrtausendwende widmete er sich vorwiegend seiner Lehrtätigkeit und der Abfassung didaktischer Schriften wie “La Plante et ses applications ornementales“ (1896/97) und “Méthode de composition ornementale“ (1905).
Quelle:
Musée Cantonal des Beaux-Arts Lausanne (Hg.), “Eugène Grasset, 1845–1917. L’art et l’ornement“, Lausanne 2011