Objekte von: Fröhlich Brunnschweiler & Cie., Ennenda, CH
Fröhlich Brunnschweiler & Cie.
gegründet 1872 in Ennenda
1872 Firmengründung als Weberei für Buntgewebe in Ennenda durch die Vettern Samuel Gerson Fröhlich-Brunnschweiler und Christian Fürchtegott Brunnschweiler-Brunnschweiler
1874 Gründung des Handelshauses A. Brunnschweiler & Co. in London durch Karl Arnold Brunnschweiler und dessen Onkel J. Georg Wirth, später Verlegung des Hauses nach Liverpool und Manchester
1891 Expansion und Erwerb eines Fabrikareals in Sorntal, Thurgau; Erweiterung des Handels mit der Vermarktung von indischen Karostoffen, den sogenannten Real Madras Handkerchiefs
1898–1929 Neubau nach Fabrikbrand in Ennenda und Neugründung als Aktiengesellschaft; Ausdehnung der Geschäfte auf die Türkei und Java; Blütezeit der Firma
1909 Samuel Fröhlich und Jakob Brunnschweiler-Hardmeier übernehmen die Direktion in zweiter Generation, ab 1933 mit Joachim E. Fröhlich-Brunnschweiler
1929–1943 kompletter Einbruch der Nachfrage und Rückzug auf den einheimischen Markt
1945 Norman Fröhlich steigt neben Joachim Fröhlich in die Geschäftsleitung ein
1945–1956 reduzierter Betrieb infolge von Rohstoffmangel und fehlendem Absatz; Neuausrichtung auf teureres Produktsegment scheitert
1956 Verkauf an das Textilunternehmen Streiff; als Feinspinnerei Ennenda bis 1991 aktiv
¬¬ Die 1872 gegründete Firma Fröhlich Brunnschweiler & Cie. produzierte bis in die 1940er-Jahre karierte und gestreifte Baumwollgewebe für den Exportmarkt. Das Familienunternehmen, etabliert von den Vettern Samuel Gerson Fröhlich-Brunnschweiler und Christian Fürchtegott Brunnschweiler-Brunnschweiler, steht beispielhaft für die schweizerische Wirtschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Für den Export nach Westafrika fertigte die Buntweberei im glarnerischen Ennenda Baumwollstoffe mit Karo- und Streifenmustern. Der Handel wurde über das dafür gegründete Handelshaus A. Brunnschweiler & Co. in London sowie über entsandte Familienmitglieder an den jeweiligen Handelsplätzen abgewickelt. 1891 expandierte die Firma mit dem Zukauf eines Fabrikareals im thurgauischen Sorntal und der Erweiterung des Handelsspektrums durch die zusätzliche Vermarktung von indischen Karostoffen, den sogenannten Real Madras Handkerchiefs, in Afrika. Zusammen mit der englischen Firma Coles Son & Co. beherrschte die Familiendynastie bis 1925 den Handel mit indischen Tüchern. Aufgrund des grossen Absatzmarkts produzierte sie parallel dazu in Ennenda Nachahmungen derselben, die Imitations. Die grosse Vielfalt an Karostoffen umfasste sowohl zweifarbige als auch fünffarbige Muster. Eine Besonderheit waren dabei die sogenannten Strawberry Grounds. Nach dem Wiederaufbau infolge eines verheerenden Fabrikbrands erweiterte die Firma die Produktion auf Absatzmärkte in der Türkei und in Südostasien. Für die Türkei webte man bis zum Ersten Weltkrieg gestreifte Bade- und Gürteltücher, für Java meist zweifarbige Sarongstoffe aus Baumwolle. Seit der Weltwirtschaftskrise 1929 konnte die Firma nicht mehr mit der indischen und englischen Ware konkurrieren, auch die Modernisierung und Neuausrichtung auf ein teureres Produktsegment in den Nachkriegsjahren scheiterte. Schliesslich folgte der Verkauf von Fröhlich Brunnschweiler & Cie. im Jahr 1956.
Quelle:
Dr. Barten, Sigrid (Hg.), “Kreuz und Quer der Farben. Karo- und Streifenstoffe der Schweiz für Afrika, Indonesien und die Türkei”, Ausstellungskatalog Museum Bellerive, Zürich 1997