Alles Schrift - Typografische Plakate
01.09.2010-10.12.2010
Nüchterne Schriftplakate als öffentliche Anschläge, die offizielle Mitteilungen verkünden, sind seit Erfindung des Buchdrucks bekannt. Die Geschichte des modernen Bildplakats hingegen beginnt erst Ende des 19. Jahrhunderts mit der Möglichkeit des grossformatigen Lithodrucks. Im frühen Bildplakat, von MalerInnen gestaltet, nahm die Schrift zunächst eine völlig untergeordnete Position ein. Als notwendige Zutat wurde die Textinformation dem Bild beigefügt, nicht jedoch als Teil der Gesamtkomposition begriffen. Erst um 1915 wurde der Buchstabe als autonomes gestalterisches Element entdeckt. Damit erlebte das Schriftplakat erste Höhepunkte. Der rationale Einsatz der Type, geprägt durch das Bauhaus und seine Nachfolger, wurde dynamisch belebt durch unterschiedliche Schriftgrade, Schnitte und Farben sowie durch Aufgabe der strengen Horizontale. Die Lesbarkeit der Botschaft stand dabei stets im Vordergrund der Gestaltung. Dem Purismus des deutsch-angelsächsischen Schriftplakats begegnen junge GestalterInnen seit 1960 mit sinnlicheren, expressiveren Varianten, neuen typografischen Experimenten und innovativen Entwürfen: Sprache wird bildlich umgesetzt, Wörter erobern den Raum, bewegte Buchstaben werden zum gestalterischen Material für spannende Formspielereien, mit und ohne Bedeutung. Kriterien der Lesbarkeit reflektieren dabei nicht zuletzt unterschiedliche Auffassungen des Plakats als Kommunikationsmedium. Technische Entwicklungen im Gestaltungs- und Druckbereich - vom Buchdruck mit Holz- und Bleilettern zur Lithografie und über den Fotosatz zum digitalen Font - beeinflussen auch den visuellen Ausdruck. Im zeitgenössischen Schriftplakat findet sich ein Mix verschiedenster Tendenzen, der den souveränen Umgang mit unterschiedlichen gestalterischen Ansätzen belegt. Die Ausstellung zeigt somit auch auf, dass das Plakat bis heute als Spielfeld für typografische Experimente funktioniert und reine Schriftplakate mit Bildplakaten durchaus zu konkurrenzieren vermögen.
Direktion
Christian Brändle
Veranstalter
ZHdK, Museum für Gestaltung Zürich, CH
(gegründet 1875)
ZHdK, Plakatsammlung, Zürich, CH
(gegründet 1875)
Kuratorium
Bettina Richter
Balthasar Zimmermann
(CH, geboren 1970)
Plakat / Einladungskarte
Martina Wagner
(CH, geboren 1985)
Michelle Senn
(CH, geboren 1984)
Manuel Dahinden
(CH, geboren 1984)
Ausstellungsorte
ZHdK, Plakatsammlung, Zürich, CH (01.09.2010 - 10.12.2010)
ArchivnummerGGA-2010-D02