Die 60er Jahre - Bilder eines Jahrzehnts
Die Plakatsammlung zu Gast bei der Schweizerischen Nationalbank 28
10.11.2009 - 08.03.2010
Trotz des ökonomischen Aufschwungs der Nachkriegszeit konnten die gesellschaftlichen Strukturen und Wertvorstellungen nicht sofort durchbrochen werden. Viele politische und kulturelle Aufbruchbewegungen hatten zwar ihren Ursprung in den 50er Jahren des Wirtschaftsbooms, jedoch kam es erst Mitte der 60er Jahre zu einem tiefgreifenden Wandlungsprozess, der die westlichen Gesellschaften erschütterte.
Antriebskraft dafür war das Ideal einer neuen, gerechten und liberalen Welt. Unwürdige Gesetze sollten weggefegt, mit verknöcherten Konventionen gebrochen werden. An den herkömmlichen gesellschaftlichen Moralvorstellungen wurde gerüttelt und für neue politische Rechte gekämpft, um den eigenen Körper, die persönliche Freiheit, das "Archaische" im Menschen wieder zu entdecken und zurückzuerobern.
Aufgrund des schnellen Tempos, in dem sich viele dieser Ereignisse vollzogen, waren die 60er Jahre aber auch voller Widersprüche. Denn nicht alle Teile der Gesellschaft wurden von der innovativen Kraft erfasst. Für viele Menschen bedeuteten die Umschwünge den Zerfall von Sitte und Moral.
Es ist deshalb nicht leicht, dieses Jahrzehnt auf einen Nenner zu bringen. Viele Bilder haben sich dennoch in das kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Und sie alle scheinen von einem gemeinsamen Geist durchdrungen zu sein. Es ist der Geist der späten 60er Jahre: Bilder der Rebellion, der entfesselten Musik, der befreiten Liebe, der Verbrüderung der Rassen. Doch genau so, wie diese Bilder und auch die Ereignisse, denen sie Ausdruck geben, einmalig und besonders sind, genau so illustrieren sie doch nur eine kleine Facette des damaligen Alltags.
Die 60er Jahre sind heute längst zum Mythos geworden. Der futuristische Stil von Mode- und Möbeldesign hat bereits mehrere Comebacks erlebt, sei es als Kopie oder als Neuinterpretation. Die Revolte ist zum kaufbaren, modischen Accessoire verkommen, der Protest zur Attitüde. Che Guevaras Gesicht findet sich tausendfach auf T-Shirts. Das Einrichten der eigenen Wohnung mit Originalen aus der Zeit gilt als chic, ein Abklatsch des damaligen Hippie- oder Flower-Power-Stils kann weltweit in Billigmode-Läden gekauft werden. Die Vermarktung und Reduktion der 60er Jahre auf eine bestimmte Ästhetik bedeutet Vereinnahmung und damit auch Verharmlosung des kreativen und subversiven Potentials einer Epoche.
Dennoch haben wir es gewagt, das Fluidum dieser Jahre in nur 29 Bildern einzufangen. Einige von ihnen sind mythisch aufgeladen und bekannt, andere erscheinen vielleicht zum ersten Mal und vermögen zu überraschen. Und viele Plakate scheinen zu verkünden: "Schaut her, wir sind schön, frei und jung, wir haben den alten Mief hinter uns gelassen, die Zeiten haben sich geändert - The times they have changed."
Veranstalter
ZHdK, Plakatsammlung, Zürich, CH
(gegründet 1875)
Veranstaltungsort
Schweizerische Nationalbank, SNB, Bern/Zürich, CH
Konzept
Alessia Contin
Ausstellungsorte
Schweizerische Nationalbank, SNB, Bern/Zürich, CH (10.11.2009 - 08.03.2010)
ArchivnummerGGB-20XX-D28