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Soziale Plakate aus Indien
Soziale Plakate aus Indien

Soziale Plakate aus Indien

Die Plakatsammlung zu Gast bei der Schweizerischen Nationalbank 27
14.07.2009 - 09.11.2009
BeschreibungDie Kenntnis indischer Plakatkultur beschränkt sich im Westen meist auf jene der bunten Bollywood-Billboards, die bis in die 1980er Jahre das städtische Strassenbild prägten. Neue Medien haben seither die handgemalten Filmplakate weitgehend verdrängt. Fast zeitgleich wurde aber in den späten 1970er Jahren das Plakat als effizientes Medium zur Verbreitung sozialer Botschaften entdeckt. Im Bereich des Umweltschutzes und der Gesundheitsvorsorge, vorweg der Aidsprävention, besitzt es bis heute eine unmittelbare Funktion in der Alltagskultur.
Von staatlichen Stellen, NGO's und privaten Gesundheits- und Umweltschutzorganisationen entwickelt, steht im sozialen Plakat die Rezeption im Vordergrund. Zielpublikum ist die breite, oftmals noch analphabetische städtische und ländliche Bevölkerung. Die meist kleinformatigen Plakate verfolgen eine aufklärende, didaktische Absicht, die durch Identifikation mit den erzählerischen Inhalten und Figuren erreicht werden soll. Nicht von ungefähr bilden
daher die eigenen malerischen Traditionen, die in Indien durch das dekorative Ausschmücken von Innenräumen, Fassaden und Böden selbst einfachster Häuser im täglichen Leben bis heute präsent sind, eine wichtige Inspirationsquelle. Auch die alle Bereiche des Alltags durchdringende Mythologie manifestiert sich direkt in der Abbildung der Götterwelt und in der Darstellung von Tieren und Pflanzen als beseelte Wesen.
In vielen Plakaten wird die Vermittlung der oft abstrakten, gleichzeitig aber hochkomplexen Inhalte durch grafische Strukturierung versucht. Schematische Darstellungen, Sprechblasen, die Gliederung der Fläche in einzelne Bildfelder dienen der Übermittlung multipler Inhalte. Diese Plakate richten sich an ein Publikum, das, selbst wenn noch des Alphabets unkundig, aufgrund von Film, Fernsehen und anderer Massenmedien das visuelle Lesen dichter Bildabfolgen und das Herausfiltern relevanter Mitteilungen gewohnt ist. Manche der comicstrip-ähnlichen Zeichnungen verraten dabei unverkennbar die Entstehung am Bildschirm mithilfe von Illustrationsprogrammen. Stärker an eine ländliche Bevölkerung richten sich hingegen die noch immer traditionell von Hand gemalten Plakatentwürfe. In ihnen dominiert die bilderbuchähnliche Darstellung einer Alltagsszene. Der Text ist auf ein Minimum reduziert. Kleidung, Ambiente und Landschaft sind dem Lebensumfeld der Landbevölkerung entnommen. Die kräftigen Farben ebenso wie der dekorative Rahmen der Plakate machen deutlich, dass hier ganz bewusst der Anschluss an die Volkskulturen Indiens gesucht wird.
Die meisten Plakate sind Ergebnis eines kollektiven Arbeitsprozesses, der Diskussionen über die zu vermittelnden Inhalte und ihre visuelle Form ebenso einschliesst wie die intensive Auseinandersetzung mit dem Zielpublikum. Sie plädieren damit für einen bewussten Einsatz des Plakats als Kommunikationsmedium, wie wir ihn in unserem Kulturraum kaum mehr kennen.



Veranstalter (gegründet 1875)
Ausstellungsorte
Schweizerische Nationalbank, SNB, Zürich, CH (14.07.2009 - 09.11.2009)

ArchivnummerGGB-20XX-D27