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Foto: Melchior Imboden
Quelle: Museum für Gestaltung Zürich, Grafiksammlung
Reinhart Morscher
Foto: Melchior Imboden Quelle: Museum für Gestaltung Zürich, Grafiksammlung
Foto: Melchior Imboden Quelle: Museum für Gestaltung Zürich, Grafiksammlung

Reinhart Morscher

CH, 1938 - 2004
BiographyReinhart Morscher
* 1938 in Bludenz; † 2004 in Bern

1957/58 Vorkurs an der Allgemeinen Gewerbeschule in Basel
1959–1963 Studium in der Grafikfachklasse an der Allgemeinen Gewerbeschule in Basel
1963–1968 Mitarbeiter in der Werbeagentur Enzo Rösli; parallel dazu Studium der Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Basel
1968/69 Mitarbeiter in der Agentur Jean Reiwald; erster Lehrauftrag für Zeichnen an der Allgemeinen Gewerbeschule Basel
1970–1973 Art Director der Werbeagentur Hablützel & Jaquet in Bern
1974–2004 eigenes Atelier in Bern mit den selbst benannten Arbeitsgebieten Graphic Design, Sprache und Malerei
1974/75 Redaktionsmitglied der Zeitschrift “Werk / Œuvre”; Gestaltung von Titelblättern und Verfassung von redaktionellen Beiträgen
1980–1998 Dozent für Sprache experimentell, ab 1986 für Semiotik Wort/Bild und Verbale Kommunikation an der Höheren Schule für Gestaltung in Basel
1981–1996 diverse Kunst-am-Bau-Aufträge, von Morscher auch Bild-Wort-Ton-Installationen genannt: Berner Kantonspolizei, Ittigen (1981); Matte-Turnhalle, Bern (1990); Schweizerischer Bankverein, Biel (1996)

Nach Vorkurs und Ausbildung zum Grafiker an der Allgemeinen Gewerbeschule in Basel fand Reinhart Morscher Anstellung in verschiedenen Werbeagenturen, zuletzt ab 1970 bei Hablützel & Jaquet in Bern. Sein grosser Wissensdrang und seine Neugier liessen ihn parallel dazu ein Studium der Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Basel verfolgen. 1974 eröffnete Morscher in Bern sein eigenes Atelier, in dem er einen weiten Begriff von Gestaltung erfüllte, er selbst benannte seine Arbeitsgebiete mit Graphic Design, Sprache und Malerei. Sowohl in seiner Lehr- und Vortragstätigkeit als auch in seinem grafischen Schaffen und in seiner Kunst am Bau verstand es Morscher zeitlebens, interdisziplinär zu arbeiten. Grafik, Kunst und Sprache verbanden sich zum intelligenten Gesamtkunstwerk. Beispielhaft illustriert dies sein Kunst-am-Bau-Projekt der Matte-Turnhalle mit Sportplatz in Bern: Schilder variieren und persiflieren Verbotstafeln, Banner aus farbigen Metallplättchen um den Sportplatz herum imitieren in Rasteroptik bekannte Logos und Schriftmarken und ergeben Klänge beim Auftreffen des Balls. Für die Titelblätter der Zeitschrift “Werk” verzichtete Morscher auf Wiedererkennbarkeit und liess vielmehr jeden neuen Titel zur grafischen Überraschung werden. Einfallsreichtum, experimentelle Lust und Radikalität prägen auch Morschers Erscheinungsbilder und Wortmarken sowie sein Plakatschaffen. Immer wieder entwarf er Plakate im Auftrag von Werbeagenturen, die seine ungewöhnlichen Bildideen schätzten. Für Neff & Pidoux gestaltete Morscher sowohl Plakate zur Verkehrssicherheit als auch raffinierte Werbemittel für das BäreAbi (Tramabo der Region Bern). Seine Collage-Plakate für Löw Boutique bestechen durch sinnliche Eleganz und die Kunst der Andeutung. Zum Klassiker wurde jedoch sein Schweppes-Plakat, das die zarte Silhouette der Flasche mit einer groben Schraffur als Etikett ergänzt, die die Produktidentität dennoch unmittelbar durch Farbe und Form verrät.

Quellen:
Rotzler, Willy u.a. (Hg.), “Das Plakat in der Schweiz”, Schaffhausen 1990
Lichtenstein, Claude, “Gestaltung: Reinhart Morscher”, Basel 2010