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Foto: unbekannt
Quelle: nmwa.org, the Alice Bailly Foundation
Alice Bailly
Foto: unbekannt Quelle: nmwa.org, the Alice Bailly Foundation
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Alice Bailly

CH, 1872 - 1938
BiographyAlice Bailly
* 1872 in Genf; † 1938 in Lausanne

1891–1895 Besuch der Ecole des Demoiselles in Genf
1903 Stipendium der Stadt Genf; Aufenthalt in München
1904 Reise nach Paris
1906 Umzug nach Paris
1908–1926 Teilnahme am Salon d’automne in Paris
1913/14 Teilnahme am Salon des Indépendants
1913 Einzelausstellung in Genf
1914–1919 Aufenthalt in der Schweiz
1916–1924 Serie der “tableaux-laine“
1920 Rückkehr nach Paris
1923 Umzug nach Lausanne
1936 Wandgemälde für das Foyer des Théâtre Vidy-Lausanne
2005/06 Retrospektive “Alice Bailly. La Fête Etrange“ im Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne
2006 Retrospektive in der Villa Flora in Winterthur

Alice (Marie-Louise) Bailly zählt mit ihren Wollbildern zu den Pionierinnen textiler Kunst. Schon früh verspürte sie den Wunsch, Malerin zu werden. Von 1891 bis 1895 besuchte sie die Ecole des Demoiselles in Genf, wo sie an Denise Sarkissofs Zeichenunterricht und Hugues Bovys Modellierklassen teilnahm. Nach Abschluss der Ausbildung verdiente sie ihren Lebensunterhalt zunächst als Zeichenlehrerin. 1903 ermöglichte ihr ein Stipendium der Stadt Genf, in München ein Jahr Malerei zu studieren. Nach einer Reise nach Paris Ende 1904 liess sie sich 1906 endgültig in der französischen Hauptstadt nieder. Dort setzte sie sich intensiv mit Fauvismus, Kubismus und Futurismus auseinander und fand Anschluss an die Avantgarde. Vermehrt stellte Bailly in ihren Gemälden kühne Farbkontraste her und experimentierte mit einem expressiven Pinselduktus. Das Arbeiten mit kräftigen Tönen und Transparenzeffekten war fortan für ihre Kunst charakteristisch. Ende 1913 begann Bailly in Gemälden wie “Le thé“ (1913/14) ganze Bewegungsabläufe in kubistischer Facettierung simultan darzustellen und erreichte damit einen Höhepunkt in ihrem künstlerischen Schaffen. Im selben Jahr stellte sie ihre avantgardistischen Werke in Genf aus, stiess damit jedoch auf Ablehnung. Nach einem Jahrzehnt reger Teilnahme an der Pariser Avantgardeszene überraschte sie während eines Aufenthalts in Genf der Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Die vier kommenden Jahre in der Schweiz erwiesen sich als äusserst schwierig, Bailly musste sich ein neues Netzwerk von Kontakten aufbauen. Von 1916 bis 1924 entstanden um die fünfzig “tableaux-laine“, Bilder, bei denen Bailly zu Nadel und Garnen statt zu Pinsel und Ölfarben griff. Das Wollbild “Noël des gosses ou Joie autour de l'arbre“ (1917/18) zeigt exemplarisch sowohl die Vorzüge als auch die Grenzen der Technik: Binnenzeichnungen sind nur bedingt möglich, und auch die Übergänge zwischen Figur und Grund lassen sich nur ansatzweise modellieren. Dadurch bleibt der Bildraum relativ flach, zugleich tritt jedoch die Struktur der Stiche in den Vordergrund. Mit dieser bewussten Abkehr von der Lesbarkeit des Motivs zugunsten der modernistischen Betonung der Zweidimensionalität der Mittel stellte das Wollbild für Bailly eine gleichberechtigte Alternative zur Ölmalerei dar. Während ihres “Zwangsaufenthalts“ in der Schweiz fand sie vermehrt Freunde und Sammler ihrer Werke in der Deutschschweiz, darunter den Mäzen Werner Reinhart. 1920 kehrte Bailly nach Paris zurück, wo sie jedoch nicht mehr auf das stimulierende Klima der Vorkriegsjahre traf, die Bilder aus dieser Zeit zeugen von Melancholie und Trauer. Ihre sich verschlechternde Gesundheit zwang Bailly dazu, sich 1923 definitiv in Lausanne niederzulassen. In den 1930er-Jahren nahm sie verschiedene Aufträge vom Staat zur Gestaltung von öffentlichen Räumen an. Kurz vor ihrem Tod beendete sie ihren letzten und wichtigsten Auftrag: die Wandmalerei im Foyer des Théâtre Vidy-Lausanne. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich ihr Malstil zu einer dekorativen Stilisierung hin entwickelt.

Quellen:
www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4000018
www.aargauerkunsthaus.ch/de/sammlung/neuerwerbungen-2011/alice-bailly



Geburtsname
  • Alice Marie Louise Bailly