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Foto: Hans-Peter Siffert
Quelle: Lohse-Stiftung
Richard Paul Lohse
Foto: Hans-Peter Siffert Quelle: Lohse-Stiftung
Foto: Hans-Peter Siffert Quelle: Lohse-Stiftung

Richard Paul Lohse

BiographyRichard Paul Lohse
* 1902 in Zürich; † 1988 in Zürich

1918–1922 Lehre als Reklamezeichner in der Werbeagentur Max Dalang AG in Zürich und Besuch des Unterrichts von Ernst Keller an der Kunstgewerbeschule Zürich
1922–1930 Anstellung bei Max Dalang
1930/31 selbstständiger Grafiker
1931–1934 Ateliergemeinschaft mit Hans Trommer
1933 Mitbegründer des Verbands unabhängiger Graphiker
1934 Beitritt zur Schweizer Gruppe der Freunde des Neuen Bauens
1936 Teilnahme an der Ausstellung "Zeitprobleme in der Schweizer Malerei und Plastik" im Kunsthaus Zürich
1937 Mitbegründer und zweites Vorstandsmitglied der Künstlergruppe Allianz, Vereinigung moderner Schweizer Künstler
1938 Mitarbeit an der von Irmgard Burchard initiierten Ausstellung "Twentieth Century German Art" in den New Burlington Galleries in London
1938–1954 Buchgestaltung für die Büchergilde Gutenberg in Zürich
1939 Mitarbeit an der Landesausstellung in Zürich
1939–1969 Konzeption und Realisierung des Erscheinungsbilds des Turbinenherstellers Escher Wyss in Zürich
1942 Mitglied des Schweizerischen Werkbunds (SWB); Teilnahme an der Allianz-Ausstellung im Kunsthaus Zürich
1943 Beginn der Entwicklung modularer und serieller Ordnungen
1944 Beteiligung an der Ausstellung "Konkrete Kunst" in der Kunsthalle Basel
1947–1956 typografischer Gestalter und Redaktor der Zeitschrift "Bauen + Wohnen"
1947–1968 Drucksachen und Werbemittel für die Wohnbedarf AG
1949–1953 Vorsitzender des Verbands Schweizerischer Werbegraphiker
1949–1965 Jurymitglied der Auszeichnung "Beste Plakate"
1953–1960 Jurymitglied für die Auszeichnung "Die gute Form"
1953 Mitarbeit an der Zeitschrift "spirale"; Publikation von "Neue Ausstellungsgestaltung"
1954 Gründungsmitglied der Künstler- und Architektenvereinigung espace
1954–1966 leitende Tätigkeit in verschiedenen Funktionen des SWB
1958–1965 Mitbegründer, Herausgeber und Redaktor der internationalen Zeitschrift "Neue Grafik"
1960 monografische Ausstellung im Kunstverein Ulm
1961 monografische Ausstellung im Stedelijk Museum in Amsterdam
1965 Repräsentation der Schweiz auf der achten Biennale in São Paulo
1968 Teilnahme an der documenta IV in Kassel
1971 Sikkens-Preis der Niederlande; Ausstellung im Moderna Museet in Stockholm
1972 Repräsentation der Schweiz auf der 36. Biennale in Venedig
1973 Kunstpreis der Stadt Zürich
1977 Preis der World Print Competition, San Francisco; Ehrenmitglied des Arbeitskreises für systematisch-konstruktive Kunst in Gorinchem (NL)
1982 Teilnahme an der documenta VII in Kassel; Ehrung der Stadt Zürich zum 80. Geburtstag
1986 Einzelausstellung in der Secession Wien; Ehrenmitglied der Secession
1987 Commandeur de l’Ordre des Arts et des Lettres de la République Française; Gründung der Richard Paul Lohse-Stiftung in Zürich
1992–1994 Retrospektive als internationale Wanderausstellung in Ludwigshafen, Brno, Bratislava, Budapest, Lodz, Ingolstadt, Prag
1999–2000 Ausstellung "Konstruktive Gebrauchsgrafik" im Museum für Gestaltung Zürich und Publikation des Werkverzeichnisses
2002/03 Retrospektive zum 100. Geburtstag im Haus Konstruktiv in Zürich
2009 Publikation des Werkverzeichnisses der Druckgrafik "Drucke Prints"

Richard Paul Lohses Buchgestaltungen und Plakate, Prospektblätter und Inserate zählen zu den wesentlichen Anregungen und unverzichtbaren Bestandteilen der weltweit beachteten konstruktiven Schweizer Gebrauchsgrafik. Lohse gilt nicht nur mit seinem angewandten Werk als Pionier, sondern ist auch einer der wichtigsten Vertreter der konstruktiv-systematischen Kunst. Ursprünglich wollte der junge Lohse Maler werden, doch sein Wunsch, in Paris zu studieren, erfüllte sich aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Verhältnisse nicht. So trat er 1918 in die Zürcher Werbeagentur Max Dalang ein, um Reklamezeichner zu werden. Daneben besuchte er den Unterricht bei Ernst Keller an der Kunstgewerbeschule Zürich. Bei Max Dalang lernte er nicht nur den jungen Zürcher Werbetexter Hans Neuburg kennen, sondern auch den deutschen Grafiker Anton Stankowski, der hier als Fotograf angestellt war. Durch ihn kam Lohse erstmals mit der konstruktiven Fotomontage in Berührung. 1930 verliess Lohse die Agentur, widmete sich aber bis in die 1960er-Jahre hinein der modernen Gebrauchsgrafik, zu deren Schweizer Pionieren er in den 1930er-Jahren zählte. 1938 begann die Arbeit für die Genossenschaft der Büchergilde Gutenberg, für die Lohse bis 1954 rund hundert Bücher gestaltete. Für zahlreiche seiner Buchumschläge verwendete er Bildmontagen. Seine langjährige Zusammenarbeit mit der international renommierten Maschinenfabrik Escher Wyss begann 1939 im Zusammenhang mit der Landesausstellung. Hier betrat Lohse den Bereich der Industriegrafik. Mit der Schweizer «Präzisionsgrafik» lag nun erstmals eine visuelle Sprache vor, die die Präzisionsarbeit der Schweizer Maschinenindustrie angemessen zum Ausdruck bringen konnte. Als Maler beschäftigten ihn gleichzeitig Kurvaturen und diagonale Konstruktionen. Zusammen mit Leo Leuppi gründete Lohse 1937 die Allianz, Vereinigung moderner Schweizer Künstler. 1938 unterstützte er Irmgard Burchard bei der Organisation der Londoner Ausstellung "Twentieth Century German Art". Seine politische Haltung führte ihn in den Widerstand. 1943 kam der Durchbruch in der Malerei: Lohse standardisierte die Bildmittel und begann mit der Entwicklung modularer und serieller Systeme. 1947 nahm Lohse seine Arbeit für den Zürcher Wohnbedarf auf: Er entwarf für diesen bis 1968 sämtliche Drucksachen und Werbemittel – vom Möbeletikett über die Beschriftung des Lieferwagens bis zur Broschüre. Von 1947 bis 1956 redigierte und gestaltete er die Zeitschrift "Bauen + Wohnen", 1953 erschien seine Publikation "Neue Ausstellungsgestaltung", ab 1958 war er Mitredaktor der Zeitschrift "Neue Grafik", die zum Sprachrohr der konstruktiven Schweizer Grafik um 1960 wurde. Sie knüpfte an die visuelle Sprache der Vorkriegsmoderne an und entwickelte diese systematisch weiter. Modulare Rastersysteme, asymmetrischer Bildaufbau, freigestellte Fotografien und serifenlose Schriften waren ihr Markenzeichen. Lohses konstruktive Kunst und Gebrauchsgrafik fanden durch bedeutende Ausstellungen weltweite Beachtung. Er setzte als Grafiker dort an, wo die Entwicklung der avantgardistischen Fotomontage und Typografie vielerorts durch politische Ereignisse unterbrochen worden war und trug auch mit zahlreichen Artikeln und Buchpublikationen zur Diskussion bei. Ein grosser Teil des grafischen und künstlerischen Werks von Lohse befindet sich in der Richard Paul Lohse-Stiftung in Zürich und wird von dessen Tochter Johanna Lohse James betreut.

Quellen:
Richard Paul Lohse-Stiftung (Hg.), "Richard Paul Lohse. Konstruktive Gebrauchsgrafik", Ostfildern-Ruit 1999
www.lohse.ch/
www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4000062