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Foto: Kostas Maros
Quelle: fotocommunity.de
René Burri
Foto: Kostas Maros Quelle: fotocommunity.de
Foto: Kostas Maros Quelle: fotocommunity.de

René Burri

CH, 1933 - 2014
BiographyRené Burri
* 1933 in Zürich; † 2014 in Zürich

1949–1953 Studium an der Kunstgewerbeschule Zürich bei Hans Finsler, Alfred Willimann und Johannes Itten
1953/54 Stipendium für einen Film über die Kunstgewerbeschule Zürich
1954/55 Kameramann bei der Walt-Disney-Filmproduktion Switzerland unter der Regie von Ernst A. Heiniger
1955 erster Kontakt zur Agentur Magnum, erste Bildveröffentlichung in der Illustrierten Life und erste Begegnung mit Le Corbusier
1956–1958 Reisen als Korrespondent von Magnum
1959 Vollmitglied bei Magnum; Beginn der Arbeit am Buchprojekt “Die Deutschen“; zahlreiche Bildreportagen, u.a. in “Life, Look, Stern, Paris-Match, The Sunday Times, The New York Times, Du“
1962 Nahostreise nach Israel, Jordanien, Libanon; Publikation des Bildbands “Die Deutschen“
1963 grosser Bildbericht über Kuba; Begegnung mit Che Guevara und Fidel Castro; Aufenthalt in Nordamerika
1964/65 Chinareportage für die Zeitschrift “Life“ und Arbeit am Film “The Two Faces of China“, einer Koproduktion mit der BBC
1966 erste Einzelausstellung in der Zürcher Galerie Forum
1967 Reportage und Filme für Magnum Films; Einzelausstellung am Art Institute in Chicago/Illinois (US)
1970 Film über die Gastarbeiter in der Schweiz; Auszeichnung der Stadt Zürich
1972 Film über Jean Tinguely
1982 Präsident von Magnum France; Eröffnung einer Galerie in der Agentur
1984 Ausstellung “One World“ im Kunsthaus Zürich mit Folgestationen u.a. in Paris und Lausanne
1998 Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie
1999 Kulturpreis des Kantons Zürich; Publikation von “Le Corbusier. Moments in the Life of a Great Architect“ (Hg. Arthur Rüegg)
2004/05 Publikation “René Burri: Fotografien“ (Hg. Hans-Michael Koetzle); Retrospektive “René Burri. Rétrospective 1950–2000“ in Paris (Maison Européenne de la Photographie), Berlin (C/O), Lausanne (Musée de l’Elysée), Mailand (Palazzo Reale) und Zürich (Museum für Gestaltung)
2006–2010 Retrospektiven in Manchester, Hamburg und Rotterdam
2010 Ausstellung “René Burri – Vintage Prints – Le Corbusier“ im Museum Bellerive in Zürich; die ausgestellten Fotografien gehen als Donation in die Sammlungen des Museum für Gestaltung Zürich
2011 Swiss Press Photo Life Time Achievement Award
2013 Ausstellung “Doppelleben“ im Museum für Gestaltung Zürich; sämtliche ausgestellten Fotografien gehen an das Museum für Gestaltung Zürich, Burris Privatarchiv hingegen geht an das Musée de l’Elysée in Lausanne.
2020 Ausstellung "René Burri, l'explosion du regard" im Musée de l'Elysée, Lausanne

René Burri gehört zu den international bedeutendsten Fotografen unserer Zeit. Er wurde an der Zürcher Kunstgewerbeschule in der legendären Fotoklasse von Hans Finsler und Alfred Willimann ausgebildet und schuf sich schon bald einen eigenen bildnerischen Kosmos. 1955 knüpfte er erste Kontakte zur Agentur Magnum, wo er zunächst ausserordentliches Mitglied war. Anlässlich der Weihung der Kapelle Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp 1955 begegnete Burri erstmals Le Corbusier. Drei Jahre später begann er sich systematisch mit Leben und Werk des Baumeisters zu beschäftigen. Diese Auseinandersetzung widerspiegelte sich 1999 im Buch “Le Corbusier. Moments in the Life of a Great Architect“. Ab 1956 unternahm Burri zunächst als korrespondierendes Mitglied, dann als Vollmitglied bei Magnum unzählige Reisen an die Schauplätze des Weltgeschehens. In Ländern wie Brasilien, China, Palästina, Vietnam und Deutschland hielt er historische Schlüsselmomente ebenso fest wie den Alltag der Menschen. Seine Porträts einflussreicher Persönlichkeiten wie Winston Churchill, Ernesto Che Guevara, Muhammad Anwar as-Sadat, Le Corbusier, Pablo Picasso und Alberto Giacometti zählen zu den Bildikonen des 20. Jahrhunderts. Mit seinem Werk gelangt es Burri, Bildmetaphern für den Zustand und die Bedingungen der Welt zu finden. 1959 veröffentlichte Burri in der März-Ausgabe der Zeitschrift “Du“ seinen Bildessay über das Leben der Gauchos in Lateinamerika. 1960 trat er mit einer aufsehenerregenden Reportage und einer Ausstellung über “Die Deutschen“ an die Öffentlichkeit. 1963 folgte im Auftrag der Zeitschrift “Look“ ein grosser Bildbericht über Kuba. In Kuba begegnete er Che Guevara und Fidel Castro und fotografierte im Büro des Industrieministeriums den Revolutionär Che Guevara anlässlich eines Interviews mit der “Look“-Journalistin Laura Berquist. Das Porträt vom Zigarre rauchenden Che Guevara avancierte rasch zur Ikone. Im selben Jahr reiste Burri nach dem Attentat auf John F. Kennedy nach Washington, um die Trauerfeierlichkeiten für den ermordeten Präsidenten zu fotografieren. Ab 1967 entstanden für Magnum Films Reportagen und Filme. 1969 begann Burri eine langjährige Serie zum Thema moderne Architektur für das “Daily Telegraph Magazine“. Erstmals begegnete er dabei dem mexikanischen Architekten Luis Barragán. 1978 fotografierte Burri für das Magazin “Stern“ eine Reportage über Argentinien im Zeichen der Militärjunta, im selben Jahr begann auch seine Auseinandersetzung mit dem Thema Raumfahrt. So widmete er sich 1979 unter anderem dem Space-Shuttle-Programm von der Konzeption bis zum Start. 1982 wurde Burri Präsident von Magnum Paris. Zwei Jahre darauf zeigte das Kunsthaus Zürich die erste grosse Retrospektive Burris unter dem Titel “One World“. Burri erhielt zahlreiche Auszeichnungen, so unter anderem 1998 den Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie. Sein Werk war in zahlreichen Ausstellungen zu sehen, zuletzt 2013 in der Ausstellung “Doppelleben“ im Museum für Gestaltung in Zürich. Seine Bildessays hat Burri alle als Kontaktkopien akribisch archiviert, anhand derer sich nachvollziehen lässt, wie sich der Fotograf seinen Themen, Sujets und Porträtierten angenähert hat – die Geschichten hinter den Ikonen werden sichtbar. Regelmässig besuchte Burri auch die Welt des Films. Seine Kamera fing in Paris, Hollywood, Japan und Brasilien Ikonen der Filmgeschichte wie Ingrid Bergmann oder Gina Lollobrigida ein. Parallel zu seiner Arbeit in Schwarz-Weiss arbeitete Burri seit 1967 immer wieder auch in Farbe. Ihm ist es gelungen, sich jeder Einordnung in einen Stil oder eine Schule zu entziehen und zugleich seine eigene, unverwechselbare fotografische Handschrift zu entwickeln. Seine Meisterschaft besteht in der Kombination von Geschwindigkeit in der Bildauffassung und Präzision in der Umsetzung.

Quellen:
Koetzle, Hans-Michael, “René Burri. Fotografien“, Berlin 2004
www.nzz.ch/aktuell/zuerich/zuercher_kultur/rene-burri-wird-80-jahre-alt-1.18060325