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Foto: unbekannt
Quelle: swisstypedesign.ch
Karl Gerstner
Foto: unbekannt Quelle: swisstypedesign.ch
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Karl Gerstner

CH, 1930 - 2017
BiographyKarl Gerstner
* 1930 in Basel; † 2017 in Basel

1944/45 Besuch des Vorkurses an der Allgemeinen Gewerbeschule (AGS) Basel
1945–1948 Lehre als Grafiker im Basler Atelier Fritz Bühler, begleitet von Kursen an der Gewerbeschule Basel
1949–1953 freier Mitarbeiter im Grafikatelier der Chemiefirma J. R. Geigy AG
1953 Gründung des eigenen Ateliers in Basel
1955/56 Hospitant bei Hans Finsler in der Fotofachklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich
1956–1958 Entwurf sämtlicher Werbemittel, Drucksachen und der Jubiläumspublikation für die 200-Jahrfeier der Firma Geigy
1957 Goldmedaille auf der Triennale in Mailand für Konzept und Gestaltung einer Sonderausgabe der Zeitschrift Werk
1959 Gründung der Agentur Gerstner + Kutter mit Markus Kutter in Basel
1963 Erweiterung der Agenturleitung durch die Aufnahme von Paul Gredinger als Partner, Umbenennung in Gerstner, Gredinger + Kutter, Werbeagentur AG, Basel (GGK)
1970 Ausscheiden aus der operativen Leitung der GGK; Entwicklung seiner freien Kunst
seit 1957 zahlreiche Publikationen zur Theorie von Gestaltung und Kunst: “Kalte Kunst?“ (1957), “Die Neue Graphik“ (1959), “Integrale Typographie“ (1959), “Programme entwerfen“ (1963), “Do-it-yourself-Kunst“ (1970), Kompendium für Alphabeten (1972), “Typographisches Memorandum“ (1972), “Der Geist der Farbe“ (1981), “Die Formen der Farbe“ (1986)
seit 1957 zahlreiche Ausstellungen der freien und angewandten Kunst, u.a. Teilnahme an der documenta III (1964) und IV (1968) in Kassel
1973 Ausstellung “think program/designing programs – programming design“ im Museum of Modern Art in New York
2006 Übergabe seines grafischen und künstlerischen Archivs an die Graphische Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek; Auszeichnung als Honorary Royal Designer for Industry durch die englische Royal Society for the Encouragement of Arts, Manufactures and Commerce (RSA)
2012 Grand Prix Design des Eidgenössischen Bundesamts für Kultur (BAK)

Karl Gerstner ist als Grafikdesigner, Typograf und Werber einer der weltweit einflussreichen Protagonisten der Schweizer Grafik der 1950er- und 1960er-Jahre. Er besuchte zunächst den Vorkurs an der Allgemeinen Gewerbeschule (AGS) Basel und absolvierte danach eine Lehre als Grafiker im Atelier Fritz Bühler. Parallel dazu besuchte er die Gewerbeschule Basel, wo Emil Ruder und Armin Hofmann zu seinen Lehrern zählten. Die beiden Protagonisten der Basler Schule und der Schweizer Typografie beeinflussten Gerstner stark. Später hospitierte er an der Kunstgewerbeschule Zürich beim Fotografen Hans Finsler. Von 1949 bis 1953 und erneut von 1956 bis 1958 arbeitete Gerstner im Grafikatelier der Chemiefirma J. R. Geigy AG, wo er zusammen mit dem Atelierchef Max Schmid und anderen Absolventen der Basler Schule den sogenannten Geigy-Stil begründete. Der zeichnete sich durch Schlichtheit, symbolische Abstraktion und Funktionalität aus. Zu seinen wichtigsten Arbeiten dieser Zeit zählt der Entwurf sämtlicher Werbemittel, Drucksachen und der Jubiläumspublikation für die 200-Jahrfeier der Firma Geigy. Bei Geigy lernte Gerstner auch Markus Kutter kennen, mit dem er 1959 die Agentur Gerstner + Kutter in Basel gründete, die 1963 durch die Aufnahme von Paul Gredinger als Partner zur Werbeagentur Gerstner, Gredinger + Kutter (GGK) erweitert wurde. Die GGK war lange eine der bekanntesten Werbeagenturen der Schweiz. 1970 verliess Gerstner die operative Leitung der GGK, um sich fortan vermehrt seiner künstlerischen Arbeit zu widmen, die er bisher parallel zu seinen Aufgaben als Grafikdesigner und Agenturchef ausgeübt hatte. 1990 verabschiedete er sich ganz vom Werbegeschäft. Gerstner kommt in der Schweizer Grafik auch eine wichtige Rolle als Theoretiker zu. Sein erstes Buch zur Sache gab er mit Markus Kutter unter dem Titel “Die neue Graphik“ (1959) heraus. Im selben Jahr veröffentlichte er auch den Aufsatz “Integrale Typographie“, in dem er erklärte, warum sowohl die neue als auch die traditionelle Typografie ihre Berechtigung hätten. Gerstner setzte einen Meilenstein in der Entwicklung der schweizerischen Gebrauchsgrafik, in dem er die Wahl der Schrift und der Komposition von der Art der Werbebotschaft abhängig machte. Die 1963 erschienene Publikation “Programme entwerfen“, die die Grundlagen seiner gestalterischen Methode darstellt, avancierte rasch zum Kultbuch. 1972 erschien sein Buch “Kompendium für Alphabeten. Systematik der Schrift“. Ein Jahr später würdigte das Museum of Modern Art in New York Gerstners Arbeit mit der Ausstellung “think program/designing programs – programming design“. Gerstner war Mitglied des Verbands Schweizer Grafiker und des Schweizerischen Werkbunds. Seine vielfach ausgezeichneten Arbeiten – Werbegrafik, Erscheinungsbilder und Publikationen – wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. 2012 wurde Gerstner für seine Verdienste als Grafiker mit dem Grand Prix Design des Eidgenössischen Bundesamts für Kultur (BAK) geehrt. Neben seiner Tätigkeit in Grafik, Werbung und Kunst wurde er auch als Kunstsammler bekannt. Seit 1991 ist die umfangreiche Kunstsammlung Karl Gerstner im Museum Weserburg in Bremen zu sehen. Gerstner lebt heute in Basel und arbeitete bis vor Kurzem in seinem Atelier in Hippoltskirch im Elsass. Sein Vorlass befindet sich seit 2006 in der Graphischen Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek.

Quellen:
Kroeplien, Manfred, “Karl Gerstner. Rückblick auf 5 x 10 Jahre Graphik Design etc. “, Ostfildern-Ruit 2001
Janser, Andres, Barbara Junod (Hg.), “Corporate Diversity. Schweizer Grafik und Werbung für Geigy, 1940–1970“, Zürich 2009
Bignens, Christoph, “‘Swiss Style‘. Die grosse Zeit der Gebrauchsgrafik in der Schweiz“, 1914–1964, Zürich 2000
www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4000302