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Foto: Robert Doiseneau, Charlotte Perriand, Januar 1991, ©Atelier Robert Doisneau.
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Charlotte Perriand
Foto: Robert Doiseneau, Charlotte Perriand, Januar 1991, ©Atelier Robert Doisneau. Quelle: https://www.robert-doisneau.com/en/portfolios/1466,architectes.htm

Charlotte Perriand

FR, 1903 - 1999
BiographyCharlotte Perriand
* 1903 in Paris; † 1999 in Paris

1921–1925 Ausbildung an der Union Centrale des Arts Décoratifs in Paris
1925 Ausstellung einer Studienarbeit an der Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes in Paris
1927 Ausstellung von Le Bar sous le toit am Salon d’Automne in Paris
1927–1937 Anstellung bei Le Corbusier und Pierre Jeanneret in Paris
1929 Präsentation der zusammen mit Le Corbusier und Pierre Jeanneret entworfenen Stahlrohrmöbel am Salon d’Automne in Paris
1933 Teilnahme am 4. CIAM-Kongress und Entwurf der "Charta von Athen" mit Josep Lluís Sert
1939 sechsmonatiger Aufenthalt im Bergdorf am Plan d’Osier, Frankreich
1940 Bezug des Ateliers an der Rue Las Casas in Paris
1940–1942 Aufenthalt in Japan als Beraterin für japanische Industriekunst
1946–1948 Wohnungs- und Möbelentwürfe für das Chalet le Doron in Méribel, Frankreich
1954/55 Aufenthalt in Tokio
1955 Ausstellung "Proposition d’une synthèse des arts, Paris 1955. Le Corbusier, Fernand Léger, Charlotte Perriand" im Warenhaus Takashimaya in Tokio
1956–1974 Produktion der Möbel von Perriand und Jean Prouvé durch die Galerie Steph Simon in Paris
1959–1970 Renovierung diverser Sitzungssäle des UNO-Gebäudes in Genf
1964–1982 Entwurf und Realisierung des Skiresorts Les Arcs, Frankreich
1985 Retrospektive im Musée des Arts Décoratifs in Paris
1998 Publikation der Autobiografie "Une vie de création"
2005/06 Ausstellung "Charlotte Perriand" im Centre Georges Pompidou in Paris
2010 Ausstellung "Charlotte Perriand. Designerin, Fotografin, Aktivistin" im Museum für Gestaltung Zürich
2019/20 Ausstellung "Charlotte Perriand. Inventing a New World" in der Fondation Louis Vuitton in Paris

Die französische Möbelgestalterin und Innenarchitektin Charlotte Perriand erhielt ihre Ausbildung an der Union des Arts Décoratifs in Paris. 1925 konnte sie ihre Studienarbeit eines Musiksalons an der Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes präsentieren. Infolge einer Anfrage von Perriand engagierte Le Corbusier die 24-jährige Designerin 1927 für das gemeinsame Atelier mit Pierre Jeanneret, um im Dreierteam Stahlrohrmöbel zu entwickeln. Die heute wie Kunstwerke gehandelten Armsessel, Drehstühle und die charakteristische Liege wurden vom Publikum zuerst als "Chirurgen- oder Krankenhausmöbel" rezipiert. Selbst für die Industrie war eine derartige Produktion in Kleinserie noch undenkbar. Erst die Auflage der Sessel durch die Zürcher Galeristin Heidi Weber und die anschliessende Produktion durch Cassina ab 1965 – lediglich versehen mit Corbusiers Name – verhalf dem Mobiliar zu seiner Popularität. Nach einer Reise ins sowjetische Moskau war Perriand fasziniert vom kommunistischen Gedankengut. Ihr Engagement für die notleidende Bevölkerung und die Überzeugung für die Arbeit im Kollektiv bewegten sie zum Weggang aus Le Corbusiers Büro. Lange Aufenthalte in abgelegenen Bergdörfern sowie ihre Berufung nach Japan weckten ihr Interesse am Naturmaterial Holz sowie an traditionellen Handwerkstechniken. Diese setzte sie in ihren Projekten, etwa dem Chalet le Doron, um. In den 1950er-Jahren entwarf sie für mehrere Grossprojekte, unter anderem mit Eugène Beaudouin und Jean Prouvé, Interieurs für Universitätsbauten. Die dabei entstandenen modularen, standardisierten Regalsysteme entwickelte sie in der Folge laufend weiter. Die Holzmöbel, die sie während ihres zweiten Japan-Aufenthalts entwarf, wurden 1955 in der von ihr konzipierten Ausstellung im Warenhaus Takashimaya gezeigt. In der Sondernummer "Construction en montagne" der Zeitschrift "L’Architecture d’Aujourd’hui" von 1966 erklärte sich Perriand zur Spezialistin für Bauen in den Bergen, was sie mit der Verwirklichung ihres grössten Projekts – des während 20 Jahren entwickelten Skiresorts Les Arcs – unter Beweis stellte: Auf beschränktem alpinem Baugrund ermöglicht es bis heute einer Vielzahl von Personen den Aufenthalt in den Bergen. Der Vision des Volksurlaubs folgend schaffte sie "individuelle Zelle[n] in einem kollektiven Leben".

Quellen:
Adler, Laure et al., "Charlotte Perriand. Ihr Leben als moderne und unabhängige Frau", München 2020
Cherruet, Sébastien, Jacques Barsac (Hg.), "Charlotte Perriand. Inventing a New World", Paris 2019
Rüegg, Arthur (Hg.), "Charlotte Perriand. Livre de bord 1928–1933", Basel 2004