Valentina Nikiforovna Kulagina
Valentina Nikiforovna Kulagina
* 1902 in Gari bei Moskau, Russisches Kaiserreich; † 1987 in Moskau, Sowjetunion
1919 Umzug nach Moskau, Beginn eines Kunststudiums an den SVOMAS (Erste Freie Staatliche Werkstätten), unter anderem bei Abram Archipov
1920 Beginn des Studiums an den VChUTEMAS (Höhere Künstlerisch-Technische Werkstätten) in Moskau, unter anderem bei Gustav Klucis
1921 Eheschliessung mit Klucis und Beginn einer engen Zusammenarbeit
1928 Gestaltung des Russischen Pavillons an der Pressa in Köln; Beginn des Plakatschaffens
ab 1928 Arbeit für den staatlichen Kunstbuch-Verlag IZOGIZ
ab Mitte der 1920er-Jahre Arbeit für VOKS (Unionsgesellschaft für kulturelle Verbindungen mit dem Ausland) und VSKhV (Sowjetische Agentur für Landwirtschaft)
1931‒1941 Mitarbeit an der Gestaltung der Pavillons der Landwirtschaftlichen Allunionsausstellungen in Moskau
1935 Umzug in die Künstlerkolonie Maslovskaja
1938 Nach Verhaftung von Gustav Klucis als Ehefrau eines Letten geächtet; Aufträge vom Künstlerfonds für den Broterwerb
1941‒1945 Gestaltung antifaschistischer Flugblätter
ab 1941 Vorwiegend Stillleben- und Landschaftsmalerei
ab 1956 Aufarbeitung und Betreuung des künstlerischen Nachlasses von Gustav Klucis nach dessen Rehabilitierung
Valentina Kulagina begann 1919 zunächst ein Studium an den SVOMAS bei Abram Archipov. 1920 wechselte sie an die VChUTEMAS, wo sie zunächst Malerei bei Anton Pevsner studierte, später in die Grafikabteilung zu Gustav Klucis wechselte. Nach ihrer Heirat 1921 mit Klucis arbeiteten Kulagina und Klucis eng zusammen. Zunächst widmete sich Kulagina insbesondere der Buch- und Ausstellungsgestaltung. Ab 1928 war sie für den Staatsverlag IZOGIZ tätig, der Kunstbücher publizierte, ebenso auch für die VOKS mit Ausstellungsgestaltungen sowie für die VSKhV. 1928 schuf Kulagina erste Plakate und wurde Mitglied der Plakatvereinigung Oktjabr (Oktober). Gemeinsam mit Klucis widmete sie sich einer neuen Auffassung der Plakatkunst, die sich mit den Mitteln der Monumentalität, der Fotomontage und einem innovativen Einsatz von Typografie vor allem politischen Zielen der Revolution verschrieb und ein Massenpublikum ansprechen wollte. Zu ihren wichtigsten Werken gehören ein 1930 entstandenes Plakat für den Internationalen Frauenkampftag sowie 1931 das Plakat für die “Kunstausstellung der Sowjetunion” in Zürich, mit dem sie sich als Pionierin der konstruktivistischen Avantgarde in die Plakatgeschichte einschrieb. In den Jahren 1931 bis 1941 arbeitete Kulagina auch regelmässig an der Gestaltung der Pavillons der Landwirtschaftlichen Allunionsausstellungen in Moskau mit. Im Zuge der politischen Entwicklungen unter Stalin und den immer stärkeren Einschränkungen der künstlerischen Freiheiten folgten Kulaginas Arbeiten immer mehr einem stalinistischen Personenkult. 1938 fiel ihr Mann Gustav Klucis den stalinistischen “Säuberungen” zum Opfer und wurde verhaftet. Valentina Kulagina hoffte lange auf sein Überleben und erfuhr bis zu ihrem Lebensende nichts von seiner Hinrichtung unmittelbar nach der Verhaftung. Als Ehefrau eines Letten geächtet, erhielt sie vom Künstlerfonds nur noch unbedeutende Aufträge für Stillleben- und Landschaftsmalerei im traditionellen Stil, um den Unterhalt für sich und ihren Sohn zu finanzieren. Nach der Rehabilitierung ihres Mannes 1956 wandte sich Kulagina vor allem der Pflege seines künstlerischen Erbes zu.
Quellen:
Breuer, Gerda, Julia Meer (Hg.), “Women in Graphic Design 1890–2012”, Berlin 2012
Breuer, Gerda, “Her Stories in Graphic Design. Dialoge, Kontinuitäten, Selbstermächtigungen. Grafikdesignerinnen 1880 bis heute”, Berlin/Boston 2023
http://www.russianposter.ru/archive.php?sid=AyvpCauDOP3sL2&rid=30010000000003