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Foto: Gustav Klucis, Selbstporträt 1926
Quelle: https://www.pinterest.com/pin/5089771953725515…
Gustav Gustavovič Klucis
Foto: Gustav Klucis, Selbstporträt 1926 Quelle: https://www.pinterest.com/pin/508977195372551537/
Foto: Gustav Klucis, Selbstporträt 1926 Quelle: https://www.pinterest.com/pin/508977195372551537/

Gustav Gustavovič Klucis

SU, 1895 - 1938
BiographyGustav Gustavovič Klucis
* 1895 nahe Rūjiena, Lettland, Russisches Kaiserreich; † 1938 in Moskau, Sowjetunion

1911/12 Lehrerausbildung an der Fachhochschule Valmiera, Lettland
1913‒1915 Umzug nach Riga, Kunststudium an der Städtischen Kunstschule
1915‒1917 Militärdienst in der Infanterie der zaristischen Armee; Verlegung mit seinem Regiment nach Petrograd
1917 Teilnahme an der Februar- und Oktoberrevolution als Kämpfer gegen den Zarismus; Wahl in die Bewachungseinheit Freie Rotte der Lettischen Schützen
1917/18 Fortsetzung des Studiums an der Kunstschule der Kaiserlichen Gesellschaft zur Förderung der Künste in Petrograd
1918 Verlegung der Bewachungseinheit nach Moskau; Beitritt zum 9. Regiment der Lettischen Maschinengewehrschützen
1918‒1920 Studium an den SVOMAS (Erste Freie Staatliche Werkstätten), unter anderem bei Kazimir Malevič und Konstantin Korovin, Mitglied der SVOMAS
1920/21 Studium an den VChUTEMAS (Höhere Künstlerisch-Technische Werkstätten), unter anderem bei Anton Pevsner
1921 Eheschliessung mit Valentina Kulagina und Beginn einer engen Zusammenarbeit
1922/23 Lehrer im Künstlerischen Studio des Sverdlov-Clubs
1923/24 Mitarbeit am Projekt der Gründung einer Werkstatt der Revolution an den VChUTEMAS zur Ausbildung von Agitations- und Produktionskünstler:innen
1924‒1930 Lehrer an den VChUTEMAS
1928‒1932 Mitbegründer der Plakatvereinigung Oktjabr (Oktober), Leitungsfunktion
1935 Umzug in die Künstlerkolonie Maslovskaja
1938 Verhaftung und Hinrichtung im Zuge der Lettischen Operation des NKWD (Volkskommissariat für innere Angelegenheiten): Falschanschuldigung der Mitgliedschaft in einer national-faschistischen Organisation von Letten in Moskau
1956 Rehabilitierung

Gustav Gustavovič Klucis, geboren als Gustavs Friedrich Kluces in Lettland, absolvierte 1911/12 im lettischen Valmiera zunächst eine Lehrerausbildung. Valmiera galt damals als Zentrum der lettischen expressionistischen Malerei, die Klucis stark beeinflusste: Er widmete seine Zeit weniger dem Studium als autodidaktisch der Malerei. In einem Aufnahmewettbewerb für die Kunsthochschule Riga erhielt Klucis 1913 aufgrund seiner Begabung ein Stipendium. Das an Jugendstil, Naturalismus und Expressionismus orientierte künstlerische Studium prägte Klucis jedoch nur wenig. In der aufsteigenden Industriestadt Riga kamen Fotografie und Film als neue Medien an und sollten zu den prägenden Gestaltungsmittel Klucis’ werden. 1915 wurde Klucis zum Militärdienst eingezogen und mit seinem Regiment nach Petrograd verlegt. Da er als Kartograf im Einsatz war, konnte er sein Malereistudium in Petrograd an der Kunstschule der Kaiserlichen Gesellschaft zur Förderung der Künste 1917/18 parallel zum Militärdienst fortsetzen. Sein dem Symbolismus und dem Jugendstil zugeneigte Lehrer Nikolaj Roerich beeinflusste den linearen, dekorativen Charakter von Klucis frühen Werken und führte ihn zum Bühnenbild. So arbeitete Klucis in diesen Jahren auch für ein Volkstheater in einem Petrograder Vorort als Bühnenbilder. Nach Ausbruch der Oktoberrevolution wurde Klucis, der gegen die zaristische Armee kämpfte, in die Freie Rotte der Lettischen Schützen gewählt und gelangte mit dieser Bewachungseinheit 1918 nach Moskau. Dort trat er dem 9. Regiment der bolschewistischen Lettischen Maschinengewehrschützen bei, die als Spezialeinheit den Kreml schützten. In dieser Zeit entstanden seine ersten kubo-futuristischen Agitationsbilder. Klucis setzte in Moskau sein Kunststudium an den SVOMAS und den VChUTEMAS bei unterschiedlichen Lehrern fort, die entweder mehr traditionellen, figurativen Tendenzen folgten oder innovative, abstrakte Wege gingen. 1921 schloss er sein Studium an den VChUTEMAS ab. Mit anderen Avantgarde-Künstler:innen seiner Zeit war Klucis aktiv an der Entwicklung einer neuen Kunst und wesentlich am russischen Konstruktivismus beteiligt. Ihre Kunst folgte einem neuen Verständnis: Sie wandte sich als agitatorisches Mittel an ein breites Zielpublikum und wollte die Revolution aktiv unterstützen. So entwarf Klucis beispielsweise multimediale Agitprop-Kioske, die Radiodurchsagen, Bildschirme und Zeitungsaushänge miteinander verbanden. Daneben schuf er Skulpturen, installative Arbeiten und Illustrationen. Bekanntheit erlangte Klucis aber vor allem mit seinen Plakaten im Fotomontage-Stil, die teils in enger Zusammenarbeit mit seiner Frau Valentina Kulagina entstanden. Mit der zunehmenden Einschränkung der künstlerischen Freiheit unter Stalin wichen die Originalität und Kreativität dieser Arbeiten immer mehr einem stalinistischen Personenkult. 1938 wurde Klucis im Kontext der Lettischen Operation des NKWD verhaftet und anschliessend hingerichtet. Seine Rehabilitierung erfolgte erst 1956.

Quellen:
Gassner, Hubertus, Roland Nachtigäller (Hg.), “Gustav Klucis. Retrospektive”, Stuttgart 1991
http://www.russianposter.ru/archive.php?sid=AyvpCauDOP3sL2&rid=30010000000003


andere Schreibweise
  • Gustav Gustavovic Klucis
  • Gustav Gustavovic Klutsis